Der Chef des Staatsopernballetts, Manuel Legris, ist noch bis 2020 an der Staatsoper engagiert.

APA/Neubauer

Wien – Ballettdirektor Manuel Legris hat erstmals dezidiert zu den Vorwürfen rund um psychische und physische Übergriffe an der Ballettakademie der Wiener Staatsoper Stellung genommen. Er selbst habe bis heute "den Unterricht absolut korrekt, die Lehrerinnen und Lehrer pflichtbewusst und die Erfolgsquote beeindruckend gefunden", sagt Legris in der am Freitag erscheinenden Ausgabe von "News".

Neben der Schule selbst, die zahlreiche Tänzer der aktuellen Compagnie hervorgebracht habe, deren Erfahrungen nicht den erhobenen Anschuldigungen entsprächen, nahm Legris auch die beschuldigte, mittlerweile entlassene Lehrerin in Schutz. Er verurteile zwar "bestimmte Ausfälle" und lehne Methoden ab, durch die Kinder misshandelt werden, die Lehrerin bleibe ihm aber durch ihre "Hingabe an den Beruf und ihre Schülerinnen und Schüler in Erinnerung". Sie habe eine beeindruckende Zahl internationaler Tänzer ausgebildet, von denen zahlreiche nun ihre Solidarität bekundet hätten.

Notwendigkeit "strenger Disziplin"

Legris, der selbst auf eine höchst erfolgreiche Tänzerlaufbahn zurückblickt, erinnert im Interview auch an die Notwendigkeit "strenger Disziplin" für den Traum von diesem Beruf. Seine eigene Ausbildung habe er unter "harten Bedingungen" absolviert, die Auswahlkriterien seien streng, die Opfer, die man dafür in Kauf nehme, seien früh bekannt. "Schmerz gehört zum Alltag wie bei jedem Sport, wo der Körper gefordert wird, aber das Glück, auf der Bühne zu stehen, erinnert uns auch daran, warum wir bestimmte Prüfungen bestehen müssen." Klar sei aber, dass das "Verhalten im Umgang mit den Kindern in jeder Hinsicht untadelig sein" müsse.

Die aktuellen Vorwürfe seien ein "harter Schlag" für die Ballettakademie. Man müsse sich aber auch fragen, woher sie kommen: "Von ehemaligen Schülern und Lehrern, die unter der aktuellen Administration keinen Erfolg hatten", so Legris, der auch im Zeitpunkt der Vorwürfe keinen Zufall sieht. So sei zwar bereits klar, dass Staatsoperndirektor Dominique Meyer und er selbst 2020 ihre Posten verlassen werden, die zukünftige Direktion der Ballettakademie sei allerdings noch offen. (APA, 25.4.2019)