"Es gibt keinen Algorithmus für Kreativität", sagt Andrew Robertson, CEO des internationalen Agenturnetzwerkes BBDO. "Keine Maschine wird eine Idee haben", ist er sicher. Künstliche Intelligenz spiele aber eine enorm wichtige Rolle bei der Analyse von Daten – sie sei wie "eine Milliarde Praktikanten", so Robertson beim Gespräch mit Journalisten am Donnerstag in Wien.

Damit könnten genaue Zielgruppen identifiziert und passende Marketingstrategien entwickelt werden. Der Zugang zu Daten sei dabei essenziell. "Wir wissen, was Menschen interessiert, was sie motiviert", sagt Robertson. Gleichzeitig seien die Erwartungen der Konsumenten so hoch wie nie.

Kanäle, die momentan besonders erfolgreich und deshalb für Werbetreibende interessant seien, seien vor allem Videos und Podcasts. Galten früher Videos mit einer Länge von 15 Sekunden als kurz, seien es heute nur noch eine Sekunde bis drei Sekunden, so Robertson. Podcasts wiederum seien aufgrund ihrer On-Demand-Inhalte so beliebt. In Summe müsse man aber alle Medienkanäle bespielen können.

Viel komplizierter

Für die Firmen sei es in den letzten Jahren viel komplizierter geworden, zu entscheiden, wo das Werbebudget hingehen soll. Strategie und Erfahrung auf Agenturseite seien deshalb sehr gefragt. Dafür brauche man eine bestimmte Größe und Know-how in spezifischen Bereichen, wovon BBDO profitiere, so Robertson. Mit 15.000 Mitarbeitern zählt das Netzwerk, das zum US-Kommunikationsriesen Omnicom gehört, 289 Standorte in 80 Ländern.

Da sei auch die Österreich-Agentur PKP BBDO als Direktmarketing-Spezialist wichtig. Dort übernehmen nun Jana David-Wiedemann als CEO und Roman Sindelar, Kreativchef und Agenturmitbegründer, das Zepter und lösen den langjährigen Chef Fred Koblinger ab.

Robertson, der BBDO seit 2004 leitet, gilt als Verfechter von Frauen in Führungspositionen. In den USA seien über 50 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt. Im Kreativbereich wolle man auf Managementebene aber noch aufholen, so Robertson. Auch hierzulande sei die Balance gut, so die neue Österreich-Chefin. "Ich habe noch nie erlebt, dass ein Mann besser arbeitet als eine Frau", sagt Koblinger, der mehr als 30 Jahre in der Werbebranche tätig war, dazu.

Dass viele internationale Agenturen aus einigen Ländern abzögen, liege daran, dass sie "nicht gut genug sind", so Robertson. Agenturen müssten lokal stark sein und dürften sich nicht alleine auf internationale Konzerne als Kunden verlassen. Nur die Stärksten kommen durch und es gebe einen ständigen Wandel. "Es ist überraschend, wie sehr Menschen sich verändern und anpassen können." Man müsse sie aber dabei unterstützen und zeigen, wie es gehe. (APA, 26.4. 2019)