Anna Sorokin ist in New York wegen Diebstahls verurteilt worden. Das Strafmaß soll am 9. Mai verkündet werden.

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New York – Die deutsch-russische Hochstaplerin Anna Sorokin ist in New York wegen Diebstahls verurteilt worden. Eine Jury sprach die 28-Jährige, die sich eine falsche Identität als reiche Erbin zugelegt hatte, am Donnerstag in allen zehn Anklagepunkten schuldig, teilte Staatsanwalt Cyrus Vance mit. Das Strafmaß soll am 9. Mai verkündet werden, ihr drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Selbstbewusstes Auftreten

Sorokin soll ihre Opfer um insgesamt 275.000 Dollar (250.000 Euro) gebracht haben, um einem luxuriösen Lebenswandel zu frönen. Laut Anklage war es ihr durch geschickte Lügen und ein selbstbewusstes Auftreten gelungen, von verschiedenen Banken Kredite in Höhe von zehntausenden Dollar zu erhalten, umsonst in Privatflugzeugen zu reisen und Monate in Luxushotels in Manhattan zu leben, ohne die Rechnungen zu begleichen.

"Sie haben es ihr gegeben"

Sie versuchte außerdem, eine Mischung aus Nachtklub und Kunstgalerie zu gründen und dafür 22 Millionen Dollar zu leihen – und setzte dafür gefälschte Dokumente ein. Staatsanwältin Catherine McCaw warf ihr vor, mit "krimineller Absicht" gehandelt zu haben.

Sorokins Anwalt Todd Spodek wies die Vorwürfe zurück. "Sie hat nichts unternommen, um die New Yorker von ihrem Geld zu trennen – sie haben es ihr gegeben." Dem "New York Magazine" sagte sie, sie könnte ein paar Dinge falsch gemacht haben, "aber das schmälert nicht die hundert Dinge, die ich richtig gemacht habe".

Der Fall war ins Rollen gekommen, als eine Fotoredakteurin des Magazins "Vanity Fair" beschrieb, dass Sorokin sie auf den Kosten eines gemeinsamen Marokko-Urlaubs in der Höhe von 62.000 Dollar habe sitzen lassen.

Als Anna Delvey in New York

Die Deutschrussin stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Sie ist die Tochter eines russischen Lastwagenfahrers. Als sie 16 Jahre alt war, ging die Familie nach Deutschland. 2016 kam Sorokin in die USA und schleuste sich unter dem Namen Anna Delvey in wohlhabende Kreise ein. Nun könnte sie nach Deutschland abgeschoben werden.

Der Fall hat in den USA für großes Aufsehen gesorgt. Der Streamingdienst Netflix und der Sender HBO planen bereits, Sorokins Geschichte zu verfilmen. (APA, red, 26.4.2019)