Im Vorjahr erzielte die ÖBB bei einem höheren Umsatz einen neuen Passagierrekord, der Gewinn konnte damit nicht mithalten.

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Wien – Zum Lachen gibt der ÖBB-Güterverkehr zwar überschaubar Anlass. Dennoch präsentierte das ÖBB-Vorstandsduo Andreas Matthä und Arnold Schiefer die ÖBB in der Bilanzpressekonferenz als "sicheren Hafen", der "nicht auf Pump lebt", wie Matthä betonte. "Die Personenverkehrsumsätze sind deutlich stärker gestiegen als die Zuschüsse der öffentlichen Hand."

In Zahlen sieht diese Rechnung so aus: Die Umsatzerlöse des Teilkonzerns ÖBB-Personenverkehr stiegen (inklusive Postbus) um drei Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, während die Verkehrsdienstbestellungen des Bundes um vier Prozent auf 714,2 und jene der Länder und Gemeinden von 360,9 auf 396 Millionen Euro, also um zehn Prozent höher ausfielen. Unterm Strich bleiben somit 1,09 Milliarden Euro, die mit eigenwirtschaftlich betriebenen Reiseverkehr in Tages- und Nachtzügen im In- und Ausland erlöst werden.

Als operatives Ergebnis (Ebit) fuhren Personenzüge und Busse 126,3 Mio. Euro ein, um 16 Prozent mehr als 2017 – obwohl sich die Staatsbahn mit 474 Millionen Passagieren (261 Millionen in der Bahn, 213 Millionen im Postbus) eines Fahrgastrekords rühmt. Unterm Strich blieb ein Ergebnis vor Steuern von 90,9 Millionen Euro.

Das Konzernergebnis sieht besser aus, als einzelne Teile der Staatsbahn

Womit klar ist, woher der Großteil des bei einem Konzernumsatz von 5,644 Milliarden Euro mit rund 43.400 Beschäftigten erwirtschafteten Gewinns (Ergebnis vor Steuern; EBT) von 151 Millionen Euro kommt: Ihn fuhr nicht die ÖBB-Güterbahn Rail Cargo Aus tria (RCA) ein. Denn deren positiver Ergebnisbeitrag halbierte sich nahezu auf 23,5 Millionen Euro.

Über die Gründe dafür – immerhin war im Vorjahr noch Hochkonjunktur und die für die Transportwirtschaft verfügbaren Lkws zeitweise Mangelware – schwieg sich die Bahnführung beredt aus: Der Güterverkehr sei hochpreis-sensitiv, man bediene als einziges Eisenbahnunternehmen noch die Fläche (was kostspielig sei), und zu alldem habe auch noch eine Forint-Abwertung mit sieben Millionen Euro zu Buche geschlagen.

Kosten aus der Bahn

Augenscheinlich hat die RCA die Kosten nicht im Griff, darauf lässt eine Anmerkung von Finanzvorstand Schiefer (er war bis 31. März Aufsichtsratspräsident der ÖBB-Holding und bis 2013 Chef der ungarischen RCA-Güterbahn RCH) schließen: Man werde jetzt stärker auf die Kostenpositionen schauen, Verkehre analysieren. "Die Entwicklung im ersten Quartal war nicht gut", so das Resümee mit Verweis auf das Schneechaos im Jänner, das Umleitungsverkehre und Mehrkosten verursacht habe.

Gefehlt hat es augenscheinlich auch am Frachtaufkommen, sowohl in Österreich als auch in Ungarn: Die beförderten Nettotonnen gingen von 155,3 auf 153,6 Millionen zurück, von denen abzüglich konzerninterner Verkehre 113 übrigblieben – um zwei Millionen weniger als im Vorjahr.

Millionen für Stückgut und Sterbetafeln

Ressortierte die Kontraktlogistik noch bei der RCA, wäre der ÖBB-Güterverkehr unter Wasser gewesen. Aber da die vor zwei Jahren in Q-Logistics umbenannte Stückguttochter zur ÖBB-Holding verschoben wurde, schmälerte der Q-Log-Verlust deren Gewinne um 27 Millionen Euro. Weitere 30 Millionen Euro gingen für Rückstellungen für Jubiläumsgelder & Co drauf, denn im Dezember waren die Sterbetafeln an die höhere Lebenserwartung anzupassen.

Werte aus Beton

Dem ambitionierten Bahnausbauprogramm tut all dies keinen Abbruch. Auch heuer werden Tunnel, Strecken, Bahnhöfe und P&R-Parkhäuser um gut zwei Milliarden Euro ausgebaut, die Verbindlichkeiten belaufen sich inzwischen auf 22,4 Milliarden Euro. Die "Werte, die damit geschaffen werden" – in Form von Sachanlagevermögen – beziffert Matthä mit 26,8 Milliarden Euro. Schiefer, einem Vertrauten von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) wurde "bei dieser Leistungsschau ganz warm ums Herz", wie er betonte.

Dass die ÖBB in den nächsten Jahren eher mehr Geld vom Staat als weniger brauchen wird, davon ist auszugehen: Die Annuitätenzuschüsse für die Bauinvestitionen steigen von 826 auf 898 Mio. Euro, die Zuschüsse für Instandhaltung und Betrieb von 1,4 auf 1,5 Milliarden. Und: Den höheren Dieselpreis bringe man im gemeinwirtschaftlichen Tarif nicht mehr unter. Außerdem will man um 2,8 Milliarden Euro 190 weitere Personenzüge anschaffen – unter anderem Doppelstockzüge für den Großraum Wien.

Schlechterstellung

Mit den aktuellen Rahmenbedingungen scheint die ÖBB den Wettbewerb mit Billigfluglinien und Fernbussen nicht gewinnen zu können, auch auf der Preisseite. Zu ungleich werden die Verkehrsträger behandelt – Stichwort Energieabgabe, Kerosin- und Ticketsteuer. "Es wird hier zu einem Umdenken kommen müssen. Man muss hier fair auch die Umweltbelastung mit einpreisen", mahnt Matthä. Derzeit gebe es eine Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Luftfahrt und der Straße. (ung, 26.4.2019)