Malcolm McDowell wurde als Alex zum Weltstar.
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Manchester – Im Nachlass des britischen Autors Anthony Burgess haben Forscher einen Überraschungsfund gemacht: eine unveröffentlichte Fortsetzung des Romanklassikers "A Clockwork Orange" (1962; dt. "Uhrwerk Orange"). Schon das Buch war seinerzeit ein großer Erfolg – Legendenstatus erlangte es, als es im Jahr 1971 von Stanley Kubrick unter demselben Titel verfilmt wurde.

Das nun wiedergefundene Manuskript mit dem Arbeitstitel "The Clockwork Condition" sei in den Jahren 1972 und 1973 geschrieben worden, berichteten britische Medien. Das Manuskript habe sich zunächst im Haus des Autors im italienischen Bracciano, nordwestlich von Rom, befunden.

Nach dem Tod von Burgess 1993 sei das Haus verkauft und sein Archiv nach Manchester überführt worden, wo der Literaturwissenschafter Andrew Biswell das Manuskript nun entdeckte und es weniger als einen Roman denn als eine "bedeutende philosophische Abhandlung über die gegenwärtige Natur des Menschen" einstufte.

Auch auf Deutsch ist Burgess' Kultroman immer wieder neu aufgelegt worden. Die jüngste Fassung ist vergangenen Herbst bei Klett-Cotta erschienen.
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"Uhrwerk Orange" dreht sich um die Hauptfigur Alex, den Anführer einer Gang gewalttätiger Jugendlicher. Nach seiner Festnahme soll er vom Staat mittels Gehirnwäsche zu einem friedlichen Bürger umerzogen werden. Der Roman wurde in zwei verschiedenen Fassungen veröffentlicht: Die von Burgess gewollte vollständige Version lässt Alex am Ende ein bürgerliches Leben aufnehmen. In der US-Version wurde dieses Schlusskapitel gestrichen, wodurch "Uhrwerk Orange" auf einer pessimistischen Note endete.

Kubricks Film basierte auf der US-Version. Wegen seiner optischen Inszenierung und nicht zuletzt des ungewöhnlichen Einsatzes von klassischer Musik wurde der Film als Meisterwerk gefeiert, seine Gewaltszenen machten ihn allerdings auch höchst umstritten. Vielerorts wurde er zensuriert, in Großbritannien sogar über Jahrzehnte verboten.

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Die Ausstattung von "Uhrwerk Orange" (hier im Rahmen einer Ausstellung zu sehen) ging in die Filmgeschichte ein.
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Und so wie Stephen King seinerzeit unzufrieden mit der Kubrick-Verfilmung seines Romans "The Shining" war, äußerte auch Burgess deutliche Kritik an der Kinofassung von "Uhrwerk Orange". Schon in seinem 1974 erschienenen Roman "The Clockwork Testament", der trotz seines Titels eigentlich zu einer anderen Romanreihe gehört, hatte er Kritik anklingen lassen. Und auch im nun entdeckten Manuskript ist die Empörung über Kubricks Verfilmung laut Biswell ein Thema. (red, APA, 27.4.2019)