Wien/Frankfurt – In Wien gibt es wieder einen größeren Börsengang. Die Frequentis AG, Weltmarktführer bei Kommunikationssystemen für Flugsicherungen, will das Handelsparkett am 14. Mai betreten – sowohl in Wien als auch in Frankfurt, im wichtigsten Exportmarkt Deutschland. Johannes Bardach verkauft dabei fast ein Drittel seiner Aktien – bleibt aber mit 66 Prozent Mehrheitseigentümer.

Die Frequentis-Aktien sollen zwischen 18 und 21 Euro platziert werden, wie das Unternehmen am Freitag bekanntgab. Mit dem Gang aufs Börsenparkett wird ein Streubesitz von rund 30 Prozent angestrebt. Derzeit hält Bardach laut "WirtschaftsCompass" 96,6 Prozent, rund 2 Prozent gehören dem früheren Frequentis-Manager Christian Pegritz, weitere 1,4 Prozent dem Technikvorstand Hermann Mattanovich.

Das Ziel der Familie Bardach sei, "über Generationen hinweg" mit über 50 Prozent Mehrheitseigentümer von Frequentis zu bleiben. "Nach dem Börsengang haben wir 66 Prozent", sagte Finanzvorständin Sylvia Bardach in einer Pressekonferenz in Frankfurt. Sylvia Bardach ist die Ehefrau von Johannes Bardach, der vergangenes Jahr von der Vorstandsspitze in den Aufsichtsrat gewechselt ist, wo er als Vorsitzender des Kontrollgremiums fungiert.

Bewertung bis zu 277 Millionen Euro

Die Preisspanne von 18 bis 21 Euro ergibt bei einer Vollplatzierung eine Gesamtbewertung von 237,6 bis 277,2 Mio. Euro, wie es auf Anfrage aus der Frequentis-Pressestelle hieß. Der Börsegang selbst umfasst bis zu 2,7 Millionen Inhaberaktien. Davon stammen bis zu 1,2 Millionen neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung, die weiteren bis zu 1.500.000 Aktien werden von Bardach angeboten. Darüber hinaus können bis zu 400.000 Aktien aus dem Bestand von Bardach durch Mehrzuteilung zugeteilt werden. Rund 900.000 Aktien wurden bereits im Vorfeld für 18 Euro je Anteilsschein bei ausgewählten Investoren platziert, wie es hieß.

Nach erfolgreicher Durchführung des Börsegangs – unter der Annahme einer vollen Platzierung der Aktien, samt der vollständigen Ausschöpfung der Greenshoe-Option – ergebe sich ein erwarteter Brutto-Mittelzufluss für Frequentis zwischen 21,6 Mio. Euro und 25,2 Mio. Euro aus der Platzierung der neuen Aktien, teilte Frequentis mit. Die Angebotsfrist beginnt am 27. April 2019 und endet voraussichtlich am 8. Mai 2019 um 14.00 Uhr.

Vollständig dividendenberechtigt

Alle angebotenen Aktien seien ab dem 1. Jänner 2018 vollständig dividendenberechtigt, hieß es. Für die anstehende Jahreshauptversammlung schlug der Vorstand eine Dividende von 0,10 Euro je Aktie vor. 2017 betrug die Ausschüttung noch 1,2 Euro pro Anteilsschein. Frequentis hatte 2018 den Umsatz von 267 auf 286 Mio. Euro und den Gewinn von 10,7 auf 11,8 Mio. Euro gesteigert. In Zukunft sollen zwischen 20 und 30 Prozent des Jahresüberschusses ausgeschüttet werden.

Die Familie Bardach, die 1986 den damaligen Kleinbetrieb übernommen hat, machte aus der Firma ein weltweit tätiges High-Tech-Unternehmen mit aktuell 1.850 Mitarbeitern, davon rund 1.000 am Firmensitz in Wien. Mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent ist Frequentis laut Eigenangaben Weltmarktführer bei Sprachkommunikationssystemen für die Flugsicherung. Frequentis bietet auch Software- und Hardwarelösungen für Leitzentralen von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Schifffahrt und Bahn an. Zu den Kunden gehören etwa die ÖBB und Austro Control. Der erste Flugsicherungsauftrag war 1955 für den Flughafen Wien-Schwechat erfolgt. In Deutschland versorgt Frequentis unter anderem auch die Deutsche Bundeswehr. Seit 2007 beliefern die Wiener auch die US-Raumfahrtbehörde NASA. 2010 folgte ein Auftrag der Küstenwache in Kanada.

Zweiter Anlauf

Anfang April 2019 hatte Frequentis ihre Börsenpläne verlautbart – entsprechende Absichten im Herbst 2007 wurden damals wegen der Finanzkrise ad acta gelegt. Joint Bookrunner und Joint Lead Manager beim diesmaligen Anlauf sind zwei deutsche Banken, die Commerzbank und die BankM – Repräsentanz der flatex Bank AG. (APA, 26.4.2019)