Wien – Die Zunahme an Hitzetagen und die im Gesamtschnitt steigenden Temperaturen der vergangenen Jahrzehnte werden häufig im Zusammenhang mit menschlicher Gesundheit und menschlichem Wohlbefinden thematisiert. Aber die Temperaturen steigen natürlich auch in den Ställen. Wie stark dies die Stressbelastung der Tiere erhöht, untersuchten nun heimische Forscher.

Die Wissenschafter von der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmeduni) Wien, der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) haben im Rahmen des PiPoCooL-Projekts Wetterdaten der Jahre 1981 bis 2017 in eine komplexe Simulation des Klimas in einem Stall inklusive der dortigen Luftqualität einfließen lassen. Dabei wurden auch die Wärmeabgabe der Tiere, die thermischen Eigenschaften des Gebäudes und die Lüftungsanlagen mitberücksichtigt.

Die Ausgangslage

Vor allem Schweine und Geflügel werden in Österreich großteils das ganze Jahr in Ställen gehalten. Aufgrund der Körperwärme der Tiere liegen dort die Temperaturen mindestens zwei bis drei Grad über der Außentemperatur. Gerade im Sommer kann das zu sehr großer Hitze führen.

Die Folgen für die Tiere sind eine Verringerung des Wohlbefindens, eine Zunahme gesundheitlicher Probleme, erhöhte Sterberaten sowie eine geringere Futteraufnahme, was insgesamt auch für den Landwirte wirtschaftliche Einbußen bedeute, schreiben die Wissenschafter in einem neuen Factsheet des Climate Change Centre Austria (CCCA).

Trend und Abhilfemöglichkeiten

Als Hitzestress oder "Sommerstunden" definierten Forscher um Günther Schauberger von der Vetmeduni, wenn eine Stalltemperatur von mehr als 25 Grad Celsius herrschte oder ein kombinierter Wert aus Temperatur und Luftfeuchtigkeit (THI-Wert) eine bestimmte Grenze überschritt. Im Untersuchungszeitraum erhöhte sich demnach die Häufigkeit der Sommerstunden über 25 Grad Celsius um 13 Prozent pro Dekade. Der als kritisch definierte THI-Wert wurde demnach pro Jahrzehnt um 30 Prozent häufiger überschritten.

Reduzieren ließe sich der Hitzestress für die Tiere am besten durch den Einsatz verschiedener Luftaufbereitungssysteme – je nach Maßnahme um 60 bis 90 Prozent. Auch leistungsstärkere Ventilationssysteme brächten rund ein Drittel weniger Hitzebelastung. In geringerem Ausmaß helfe auch eine Reduktion der Anzahl der im Stall gehaltenen Tiere in den Sommermonaten um minus vier bis acht Prozent, rechnen die Forscher vor. Verlege man die Aktivitätszeiten der Tiere in dieser Jahreszeit in die kühleren Nachtstunden, reduziere das den Hitzestress um rund ein Viertel. (APA, red, 28. 4. 2019)