Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck sieht Nachholbedarf.

Foto: APA

Wien – Unternehmergeist lässt sich mit einem Glaubenssatz zusammenfassen: Eine gute Idee ist alles, was man braucht, um erfolgreich zu werden. Wer die Show 2 Minuten 2 Millionen auf dem TV-Sender Puls 4 verfolgt, gewinnt vielleicht den Eindruck, dass in Österreich finanzkräftige Investoren allzeit bereitstehen, um aussichtsreiche Erfinder zu unterstützen. Bei der Sendung bewerben sich Start-ups mit ihren Ideen, von der interaktiven Kinderzahnbürste bis zur universellen Skibindung. Die Jury besteht aus millionenschweren österreichischen Financiers.

Tatsächlich steht Gründern in Österreich eine ganze Reihe an Unterstützungen zur Verfügung. Das öffentliche Fördersystem gilt vor allem in der Frühphase als üppig. Im Jahr 2017 stellte die staatliche Förderbank AWS 725 Millionen Euro an Krediten und Garantien bereit. Davon flossen rund 245 Millionen Euro an Unternehmen, die weniger als fünf Jahre aktiv waren.

Anschluss gesucht

Wo es in Österreich jedoch hakt, ist die sogenannte Anschlussfinanzierung: Nachdem ein Produkt marktreif entwickelt wurde, muss ein Unternehmen auf Wachstumskurs gehen. Diese zweite Phase ist in der Regel viel kostspieliger. Oft verlassen heimische Start-ups spätestens dann das Land und schauen sich in Berlin, London oder den USA nach Venture-Kapital um. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) gesteht hier Nachholbedarf ein. Mitte Mai will sie Pläne vorstellen, um Unternehmen bei der Anschlussfinanzierung besser zu unterstützen.

Laut STANDARD-Informationen sollen dazu der Gründerfonds (derzeit mit knapp 70 Millionen Euro dotiert) und der Mittelstandsfonds (80 Millionen Euro) der AWS zusammengelegt werden. Außerdem sollen künftig in Zusammenarbeit mit privaten Investoren Projekte finanziert werden. Das Schlagwort lautet "Public-private-Partnership".

Bereits im türkis-blauen Regierungsprogramm kommt die Idee eines "Dachfonds" ins Spiel. Die AWS würde dann als Anker für institutionelle Investoren wie Pensionsfonds oder Versicherungen fungieren, mit entsprechendem Anreiz.

Wachstum teuer

Das ist in Europa mittlerweile eher Standard. Wie die Industriestaatenorganisation in der OECD in einem Bericht Ende 2018 festhält: Österreich steche international dadurch heraus, dass es keine steuerliche Begünstigung für private Wachstumskapitalgeber gebe. Konkret sei es ein Manko, dass Pensionsfonds in dem Bereich keine Rolle spielen, die andernorts mehr als die Hälfte des Wachstumskapitals aufstellen.

Was nicht dazugesagt wird: Da das österreichische Pensionssystem fast zur Gänze umlagefinanziert ist, fehlen ohnehin vergleichbar große Fonds wie in der Schweiz, Dänemark oder Schweden. Über einen neuen Dachfonds könnte es aber auch kleineren Kapitalgebern erleichtert werden, in wachsende Jungunternehmen zu investieren. (Leopold Stefan, 27.4.2019)