Quebec – Zwischen der Regentschaft des reformfreudigen Pharaos Echnaton im 14. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und der seines noch berühmteren Sohnes Tutanchamun klafft eine drei- bis vierjährige Lücke. Es gibt unter Historikern und Archäologen verschiedene Hypothesen darüber, wer in dieser Zeit die Geschicke des Landes gelenkt haben könnte. Auch die Vermutung, dass Echnatons Gemahlin Nofretete unter einem Decknamen den Thron innehatte, ist im Spiel.

Nun hat die Ägyptologin Valerie Angenot von der Universität Quebec eine Studie mit einer neuen Hypothese veröffentlicht: Sie glaubt, dass Ägypten vor Tutanchamun von zwei Frauen gemeinsam regiert wurde, nämlich von seinen Schwestern Meritaton und Neferneferuaton tascherit. Angenots Vermutung fußt auf der Untersuchung der Symbole, die den Herrschern der damaligen Zeit zugeordnet wurden.

Altägyptische Familienverhältnisse

Echnaton hatte insgesamt sechs Töchter, erst danach wurde noch ein Sohn geboren. Laut Angenot sollen die beiden Frauen nach dem Tod ihres Vaters an die Macht gekommen sein, während der gemeinsame Bruder vorerst noch zu jung für die Aufgaben eines Herrschers war – Tutanchamun war damals erst vier oder fünf Jahre alt.

Laut Angenot regierten die beiden Schwestern unter einem gemeinsamen Namen. Sie vermutet auch, dass Echnaton seine Tochter Meritaton sogar noch geheiratet hatte, um sie auf die Übernahme der Herrschaft vorzubereiten. Und beide zusammen hätten Neferneferuaton ebenfalls eine entsprechende Ausbildung zuteil werden lassen.

"Die Ägyptologie ist eine sehr konservative Disziplin, dennoch wurde meine Idee überraschend gut angenommen", sagte Angenot nach der Vorstellung ihrer Forschungsergebnisse bei einer Konferenz in den USA. Sie hoffe, dass sie damit zu mehr Klarheit bei der Thronfolge im alten Ägypten beitrage. (red, 29. 4. 2019)