"Chuck Norris? Nie von ihr gehört." Erinnern Sie sich? Dieser Witz machte die Runde, als vor einem knappen Jahrzehnt Robert Rodriguez' Machete mit Danny Trejo in die Kinos kam. Doch auch Machete Cortez schmilzt wie ein Packerl Butter in der Frühlingssonne, während Harry Bosch (ja, ich schrieb es schon früher) sogar in der Gluthitze von Los Angeles cool wie ein Eiswürferl bleibt. Auch in der fünften Staffel der Amazon-Serie ist er ein Krimiheld der alten Schule.

Die Fassung verliert Bosch nie. Na ja, doch. Nämlich dann, wenn ihm die Polizeibürokratie beim unbürokratischen Lösen von Mordfällen lästige Hindernisse in den Weg legt. Bewundernswert ruhig bleibt er hingegen, wenn seine 19-jährige Tochter ohne jede Erklärung erst zum Frühstück nach Hause kommt. Na ja, sie wird schon wissen, was sie tut.

Foto: Amazon Prime Video

Dieses Mal ermittelt Bosch wegen des Mordes an einem Apotheker. Schnell wird klar: Das hat mit der Opioid-Szene zu tun – ein gutes, wenngleich zumeist illegales Geschäft in den USA. Also nix wie ran, und warum nicht auch ein bissl verdeckt ermitteln? Das Zeug zum Oxi-Junkie hat Bosch allemal, den kaputten Irak-Veteranen nimmt ihm jeder ab, weil er tatsächlich einer ist.

Lästige Ablenkung bringt bloß eine interne Ermittlung. Altes Zeug von vor über 20 Jahren. Ein Ärgernis, das wie ein achtlos auf den Gehsteig gespuckter Kaugummi auf Harrys Schuhsohle picken bleibt. Dabei hätte er so viel zu tun: Mörder jagen, die Tochter beschützen, legendäre Jazzplatten hören. Gern noch mehrere Staffeln lang. (Gianluca Wallisch, 29.4.2019)