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Apple übt seine Macht über den App Store aus – und stößt damit immer öfter auf Kritik.

Foto: Aly Song / REUTERS

Unter dem Namen "ScreenTime hat" Apple in iOS 12 eine eigene Lösung gegen die übermäßige Nutzung von Smartphone aufgenommen. Ein Schritt, der damals vielerorts begrüßt wurde. Was danach passierte, stößt nun aber auf deutlich weniger Begeisterung.

Aufräumaktion

Seit der Freigabe von iOS 12 hat Apple nach und nach immer mehr Anwendungen zum Management der "Bildschirmzeit" aus dem eigenen App Store geworfen. Wie die New York Times vorrechnet, wurden in den vergangenen Monaten 11 der 17 beliebtesten Apps aus diesem Bereich entweder ganz gelöscht oder auf Druck von Apple schwer in ihrer Funktionalität eingeschränkt.

Die offizielle Begründung: All diese hätten gegen die offiziellen App-Store-Regeln verstoßen. In einem Statement verweist Apple darauf, dass man regelmäßig gegen Apps vorgehe, die die Privatsphäre und Sicherheit der Nutzer gefährden. Dass solche "Screen Time"-Apps einen recht weitreichenden Einblick in die Aktivitäten der User haben, ist auch unumstritten – immerhin ist das für ihre Funktionalität vonnöten. Die schiefe Optik entsteht vor allem dadurch, dass Apple all diese Apps jahrelang akzeptiert hat, und erst mit dem Durchgreifen begonnen hat, als man eine eigene Lösung zur Hand hatte.

Beschwerde

Zwei der betroffenen Entwickler haben nun Beschwerde bei der Wettbewerbsbehörde der Europäischen Union eingereicht, da Apple hiermit die Position als App-Store-Verantwortlicher für einen Wettbewerbsvorteil missbrauche. Eine ähnliche Beschwerde hat der Sicherheitsdienstleister Kaspersky Lab bei der russischen Wettbewerbsbehörde FAS eingereicht, da die eigene "Safe Kids"-App ebenfalls betroffen ist.

App-Entwickler kritisieren zudem, dass die Lösung von Apple reichlich unfertig sei. So würden etwa Funktionen zum Schutz vor nicht-altersgerechten Inhalten nur im Safari greifen aber nicht bei anderen Browsern. Auch gebe es bei "Screen Time" zahlreiche Möglichkeiten die Sperren auszutricksen, etwa indem Youtube-Videos via iMessage geteilt würden. Überhaupt interessiere sich Apple recht wenig für andere Apps oder gar Betriebssysteme. Android-Geräte könne man damit im Gegensatz zu vielen Drittlösungen nicht verwalten, was bedeutet, dass sämtliche Familienmitglieder ein iPhone besitzen müssen, damit die Beschränkungen greifen.

Alternativen

Apples Marketingchef Phil Schiller stellt nun jedenfalls klar, dass man entsprechende Zugriffe auf das Mobile Device Management (MDM), wie es unter iOS heißt, nicht länger akzeptieren werde. Ein komplettes Verbot entsprechender Apps will er darin allerdings nicht sehen, und verweist auch auf ein Gegenbeispiel. So gebe es etwa mit "Moment – Balance Screen Time" eine App, die ähnliche Funktionalitäten ohne Zugriff auf MDM ermöglicht. Ob diese aus einer Privacy-Sicht wirklich die besser Wahl ist, lässt sich diskutieren. Aus einer Usability-Perspektive ist sie es aber sicher nicht. Müssen hier doch die Nutzer jeden Tag einen Screenshot der Apple-Einstellungen vornehmen, der dann von der Moment-App mittels Texterkennung ausgewertet wird. (red, 29.4.2019)