Die Erfrischung ...

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... nach dem Titel.

Barcelona – Rafael Nadal im Halbfinale in die Knie gezwungen, den 13. Turniersieg auf der ATP-Tour gefeiert: Barcelona war für Dominic Thiem eine Reise wert. Der 25-Jährige untermauerte bei dem ATP-500-Event seine Rolle als wohl größter Herausforderer von Nadal auf Sand, wollte von einer neuen Rangordnung im Tenniszirkus aber nichts wissen.

"Ich ändere jetzt nicht meine Meinung, dass Rafa der größte Favorit ist für jeden Sandplatztitel", betonte der nach wie vor Weltranglistenfünfte nach dem 6:4-6:0-Erfolg im Finale gegen den Russen Daniil Medwedew am Sonntag im Hinblick auf die in weniger als einem Monat Ende Mai startenden French Open. Das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres ist Thiems "persönliches Highlight" im Jahr. "Ich liebe das Turnier, habe in den letzten drei Jahren gut gespielt und hoffe, dass das so weitergeht", erläuterte der Lichtenwörther.

Die Marschrichtung stimmt

2016 war in Paris im Halbfinale Novak Djokovic eine Nummer zu groß, 2017 im Halbfinale und 2018 im Endspiel setzte es gegen Nadal eine Dreisatzniederlage. "Der Paris-Titel ist mein größtes Ziel, aber es ist auch der schwerste, den es zu gewinnen gibt, den kann man nicht planen. Ich arbeite aber gut darauf hin und bin einfach froh, das meine Sandplatzform passt und ich gut spiele", sagte Thiem. Die Marschrichtung stimmt nach dem Erfolg über den 23-jährigen Medwedew – den Spieler mit den bisher meisten Matchsiegen (25) in diesem Jahr – jedenfalls.

Es war Thiems erster Titelgewinn seit der Trennung von Langzeitcoach Günter Bresnik. "Wir haben 15 Jahre miteinander trainiert, es war eine unglaublich erfolgreiche Zeit, aber ich glaube, dass das im Sport fast unmöglich ist, dass man für immer mit jemandem zusammenbleibt. Irgendwann muss auch was Neues her", erklärte Thiem im ORF-Interview. Durch das neue Betreuerteam seien ein paar gute Punkte in seinem Spiel und einige gute Dinge außerhalb des Platzes dazugekommen. "Das Wichtigste ist aber, dass ich mich wohlfühle am Platz, und das ist zurzeit der Fall."

An Roland Garros denkt Thiem aktuell noch nicht viel. "Ich habe es noch nicht wirklich in meinem Kopf, weil es noch ein bisschen weit weg ist", sagte der zweifache. Vor Paris stehen für den vor Barcelona in Monte Carlo im Achtelfinale ausgeschiedenen ÖTV-Akteur noch die beiden ATP-1000-Veranstaltungen in Madrid und Rom auf dem Turnierplan.

Nach einem kurzen Aufenthalt samt Trainingseinheiten in der Heimat wird Österreichs Nummer eins bereits am Donnerstag nach Madrid reisen. "Sicher fliege ich jetzt glücklich nach Hause und dann mit gutem Selbstvertrauen nach Madrid", sagte Thiem nach seinem neunten Titelgewinn auf Sand. "Mit einem Turniersieg geht man viel besser in die nächste Turnierwoche, alles fällt viel leichter." Das Millionenturnier startet kommenden Sonntag, Thiem wird aufgrund seines Auftaktfreiloses aber erst später ins Geschehen eingreifen.

"Mein voller Fokus liegt auf Madrid"

Nach zwei Finalniederlagen in Folge – 2017 gegen Nadal und 2018 gegen Alexander Zverev – peilt Thiem auf Madrider Boden den großen Coup an. Es wäre eine Premiere, hat er doch auf Masters-1000-Ebene bisher nur auf Hartplatz – diese Saison in Indian Wells – triumphiert. "Mein voller Fokus liegt auf Madrid. Das Turnier liegt mir sehr, die Bedingungen taugen mir dort wirklich extrem, und ich habe die letzten zwei Jahre dort richtig gut gespielt." 600 Punkte hat er vom Finale 2018 zu verteidigen.

Der Weg dorthin ist steinig, die gesamte Elite rund um Djokovic und Nadal ist am Start. "Ich kann mir mit dem Barcelona-Titel in Madrid nichts kaufen. Dort startet alles wieder bei null. Alle Gegner werden richtig hungrig sein", sagt Thiem. Umso wichtiger sei es, vom ersten Punkt an wieder voll da zu sein. "Jetzt ist ein großer Moment in meiner Karriere, aber im Tennis kann es sehr schnell gehen."

Positiv ausgewirkt hat sich der Triumph in Barcelona, wo Thiem als erster Österreicher seit Thomas Muster 1996 ganz oben stand, auch finanziell. Beim Saisonpreisgeld übertraf er dank des Siegerschecks von mehr als 500.000 Euro bereits die Zwei-Millionen-Dollar-Marke. Die Pokalübergabe erlebte auch Vater Wolfgang Thiem auf der Tribüne mit. "Es ist immer besonders, wenn man einen Titel mit der Familie teilen kann. Das ist natürlich schön", freute sich Thiem junior darüber. (APA, 29.4.2019)