Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter am finanziellen Erfolg in Form von Prämien oder Gewinnbeteiligungen teilhaben lassen, dann ist das oft eine gute Sache. Die Arbeitnehmer freuen sich, sie identifizieren sich stärker mit dem Unternehmen und lassen sich besser motivieren.

Das bedeutet aber nicht, dass der Staat solche Entgeltmodelle steuerlich fördern oder überhaupt steuerfrei stellen soll, wie das die Bundesregierung nun plant. Denn eine solche Begünstigung benachteiligt jene Beschäftigten, deren Arbeitgeber keine Gewinne macht oder nicht genug, um zusätzliche Prämien zu bezahlen. Warum sollen diese Leute mehr Steuern abführen als die glücklicheren Mitarbeiter von Erfolgsunternehmen?

Risiko für Arbeitnehmer

Es ist auch nicht klar, ob sich Gewinnbeteiligungen langfristig für Arbeitnehmer auszahlen. Es macht ihr Einkommen zum Teil abhängig vom Geschäftserfolg – ein Risiko, das eigentlich die Unternehmen und ihre Eigentümer tragen sollten. Und wenn solche zusätzlichen Ausschüttungen Gewohnheit werden, auch weil sie steuerlich begünstigt sind, kann es gut sein, dass sich dies in niedrigeren Gehaltsabschlüssen niederschlägt.

Schließlich konterkariert Finanzminister Hartwig Löger damit seine Absicht, das Steuersystem zu vereinfachen. Jede Ausnahme, und sei sie noch so gut gemeint, macht die Steuererklärungen ein Stück komplizierter. Österreichs Steuergesetzgebung ist jetzt schon kompliziert genug.

Jahressechstel ausweiten oder abschaffen

Sinnvoll wäre eine andere Änderung: Prämien werden in den meisten Fällen höher besteuert als reguläre Lohnbestandteile, weil sie nicht unter das Jahressechstel – also das sehr niedrig besteuerte 13. und 14. Monatsgehalt – fallen oder aber diesen Steuervorteil aufzehren. Das trifft zwar meist Besserverdiener, ist aber dennoch ungerecht. Dies hätte man angleichen können. Noch besser wäre es, das Jahressechstel überhaupt abzuschaffen und die allgemeinen Steuersätze stärker zu senken.

Aber vor einer solchen Vereinfachung schreckt die Regierung zurück, weil sie die bösen Reaktionen fürchtet. Da wird halt lieber ein weiteres Zuckerl eingeführt und das Steuerlabyrinth noch verwirrender gestaltet. (Eric Frey, 30.4.2019)