Köln/Rio de Janeiro – Der Direktor des von einem Feuer zerstörten brasilianischen Nationalmuseums in Rio de Janeiro hat zu Spenden für den Wiederaufbau aufgerufen. "Wir in Brasilien sind nicht in der Lage, das Museum allein wieder aufzubauen", sagte Direktor Alexander Kellner am Montag in Köln.

Die bisher zur Verfügung gestellten Mittel seien bescheiden. Am großzügigsten sei Deutschland gewesen, das Soforthilfe von bis zu einer Million Euro zugesagt habe. Dass die Hilfe etwa im Vergleich zu der ausgebrannten Pariser Kathedrale Notre-Dame so bescheiden sei, habe natürlich viel mit Brasilien selbst zu tun, sagte Kellner. In dem Land gebe es keine Tradition, wissenschaftliche Institutionen zu unterstützen. Im Ausland sei die Wertschätzung noch eher vorhanden. Dort aber zögerten viele, weil sie Zweifel hatten, ob ihre Hilfe auch ankomme. "Die Leute haben Angst", sagte Kellner. "Was redet man über Brasilien? Korruption von A bis Z!"

Auch Vertrauen muss aufgebaut werden

Im Fall des Museums werde die Hilfe aber von einer unabhängigen und ehrenamtlich arbeitenden Stiftung verwaltet. Dennoch müsse noch mehr getan werden, um Glaubwürdigkeit und Vertrauen aufzubauen. So habe er das Auswärtige Amt in Berlin gebeten, die in Aussicht gestellte Million nicht auf einmal, sondern in Raten zu überweisen. Man sei auch auf fachliche Hilfe angewiesen, und diese komme unter anderem aus Rios Partnerstadt Köln, die vor zehn Jahren mit dem Einsturz des Stadtarchivs eine vergleichbare Tragödie erlebt habe.

Ein Feuer hatte im vergangenen Jahr große Teile des Museums im früheren Kaiserpalast zerstört. Etwa 90 Prozent der rund 20 Millionen Ausstellungsstücke sollen vernichtet worden sein. Das Museum galt mit seiner geologischen, botanischen, paläontologischen und archäologischen Sammlung als eines der wichtigsten Ausstellungshäuser Südamerikas. (APA, 29.4.2019)