Da ist er. Chilly Gonzales betritt die Bühne, kunstfigurgemäß ummorgenmantelt, und er wird herzlichst empfangen. Der 46-Jährige ist ja auch ein Netter: seine Bohemien-Aristo-Attitüde. Das freche Mundwerk. Bei Böhmermann war er witzig, die Von-Bach-zu-Britney-Nummer kam an. Aber dann spielt Gonzales ein Gonzales-Solo-Piano-Medley und noch eins.

Und was soll man sagen: Das ist schon gesundheitsgefährdend nah dran am ewiggleichen, seichten Glass/Tiersen/Einaudi/Desplat-Geplätscher. Ein Gran jazziger. Etwas abwechslungsreichere Harmoniefolgen. Und Gonzales' pianistische Mittel? Sind so mittel. Der in Köln lebende Kanadier verrät dem euphorisierten Publikum seine deutschen Lieblingsworte (Schlagzeug, Schifffahrt).

Helene Fischer grüßt

Nach einer langen Weile kommen Mitstreiter: Cellistin Stella Le Page trägt blondes Haar über einem baiserfarbenen Gewand, am Schlagzeug sitzt Joe Flory. Wenn sie zu dritt loslegen, etwa bei The Grudge oder The Tourist, fühlt man sich wie beim Preisträgerkonzert der Helene-Fischer-Akademie für Musicalzeugs und hohles Irgendwas. Enttäuschend an vielen von diesen neoklassischen und neoromantischen Stücken ist: dass die Sachen der Vorgänger einfach besser waren.

Man vergleiche etwa das Stück Cello Gonzales von Chilly Gonzales mit Après un rêve von Fauré. Eben. Irgendwann sind die Säulen der Orgelrückwand lila, es setzt Zugaben, und sie dauern ewig. Da gibt es Songs von Michael Bolton oder Gitte Haenning, die werthaltiger sind als das, was gerade gespielt wurde. Findet das Publikum im Konzerthaus natürlich nicht. (sten, 29.4.2019)