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IS-Chef Baghdadi meldete sich mit einer Videobotschaft zurück.

Foto: Islamic State Group/Al Furqan Media Network/Reuters TV

Istanbul – Der mehrfach für tot erklärte IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi hat sich erstmals seit fast fünf Jahren wieder in einem Video gezeigt. In der mehr als 18 Minuten langen Aufnahme droht er dem Westen und dessen Verbündeten, dass der IS seinen Kampf gegen die "Ungläubigen" fortsetzen werde.

Die Terrorangriffe von Sri Lanka mit mehr als 250 Toten bezeichnet Baghdadi in dem Video als Vergeltung für die Zerstörung des vom IS ausgerufenen Kalifats in Syrien und dem Irak: "Das ist Teil der Rache, die die Kreuzfahrer erwartet."

Zunächst war unklar, wann und wo das Video des IS-Medienarms "Al-Furqan" aufgezeichnet wurde. Baghdadi erwähnt aber Ereignisse der vergangenen Wochen. Anhänger des IS verbreiteten es am Montagabend über die üblichen Kanäle der Jihadisten im Internet. In dem Teil über Sri Lanka ist nur Baghdadis Stimme zu hören, er selbst aber nicht zu sehen. Das könnte dafür sprechen, dass dieser erst nach der eigentlichen Videoaufnahme hinzugefügt wurde.

Weil es von Baghdadi so wenige Aufnahmen und Lebenszeichen gibt, wurde er immer wieder der "unsichtbare Scheich" genannt. Er war zuletzt und zum bisher einzigen Mal im Juli 2014 in einer Videoaufnahme zu sehen gewesen. Sie zeigte ihn bei einer Freitagspredigt in einer Moschee der nordirakischen Stadt Mossul, die kurz zuvor von den Extremisten überrannt worden war. Damals hatte der IS gerade das Kalifat ausgerufen und Baghdadi zu dessen Oberhaupt erklärt.

Baghdadi droht mit "Abnutzungskrieg"

Mittlerweile hat der IS sein gesamtes früheres Herrschaftsgebiet in Syrien und im Irak wieder verloren. In diesem Frühjahr nahmen Truppen der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) unter kurdischer Führung nach wochenlangen Kämpfen die letzte IS-Hochburg Baghouz im Osten Syriens ein. Die von den USA angeführte Anti-IS-Koalition unterstützte die Offensive aus der Luft.

Die Angriffe von Sri Lanka seien Rache für Baghouz, sagt Baghdadi in dem Video. Sie hätten die Herzen der Muslime erfreut. Der IS hatte die Anschläge in der vergangenen Woche für sich reklamiert.

Dem als "Kreuzfahrer" bezeichneten Westen droht Baghdadi mit einem "Abnutzungskrieg" und erklärt: "Sie müssen wissen, dass der Jihad bis zum Tag des Jüngsten Gerichts weitergeht." Die Standfestigkeit der IS-Anhänger etwa in der Schlacht um Baghouz habe gezeigt, dass diese im Kampf den längeren Arm hätten. Er erwähnt auch den Sieg des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bei der Wahl Anfang April sowie den Sturz der langährigen Machthaber Abdelaziz Bouteflika in Algerien sowie Omar al-Bashir im Sudan.

In dem Video sitzt Baghdadi in einem Raum auf dem Boden vor einer Waffe und spricht zu mindestens drei IS-Anhängern, deren Gesichter jedoch nicht zu erkennen sind. Schon seit langem wird gerätselt, wo sich der 47-Jährige aufhält. In der Vergangenheit hatte es mehrfach Meldungen gegeben, dass er bei Angriffen getötet oder verletzt worden sei. So meldete Russland vor knapp zwei Jahren, dass er in der damaligen syrischen IS-Hochburg Raqqa bei einem russischen Luftangriff ums Leben gekommen sei. Dafür gab es aber nie Belege.

Keine Verletzungen erkennbar

In dem neuen Video sieht er im Vergleich zur Aufnahme aus dem Jahr 2014 deutlich gealtert aus. Er trägt einen langen grau-rötlichen Bart. Verletzungen sind ihm aber äußerlich nicht anzusehen. In Medienberichten hieß es, er sei unter anderem an Diabetes erkrankt.

Mit dem von den USA ausgesetzten Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (rund 22 Millionen Euro) ist Baghdadi einer der meistgesuchten Terroristen der Welt. Der Anti-IS-Koalition liegen nach eigenen Angaben keine Informationen über seinen Aufenthaltsort vor.

USA geloben Sieg über den IS

Die USA betonten nach der Verbreitung des Videos, den IS dauerhaft besiegen zu wollen. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte am Montag, die "Terroristen" würden bezwungen werden. Jeder Anführer der Miliz, der noch am Leben sei, werde zur Verantwortung gezogen.

Auch wenn Baghdadi noch am Leben sei: Der IS habe mit seiner territorialen Niederlage im Irak und in Syrien einen "vernichtenden strategischen und psychologischen Schlag" erlitten, sagte der Sprecher. Sein sogenanntes Kalifat sei zusammengebrochen. Derzeit prüfen die USA noch die Authentizität des Videos. (APA, 29.4.2019)