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Der Commodore 64, eine Legende.

Foto: Getty/Suljo

Wenn ein IT-Fan das Wort "Commodore" hört, funkeln seine Augen. Die Firma gehörte zu den Geburtshelfern der Computerbranche in den 80er-Jahren. Die Heimcomputer Commodore 64 und Amiga gelten als absolute Klassiker. Am 29. April 1994, also ziemlich genau vor 25 Jahren, musste das Unternehmen jedoch Insolvenz anmelden. Gründer Jack Tramiel war zu diesem Zeitpunkt aufgrund persönlicher Differenzen schon längst nicht mehr an Bord.

Umweg zur Computerproduktion

Schwierigkeiten zogen sich durch die gesamte Firmengeschichte, wie "Heise" in einem Rückblick erinnert. Der Weg zur Computerproduktion war ein steiniger. Tramiel überlebte als jüdisches Kind das Konzentrationslager Auschwitz und emigrierte nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA. Dort eignete er sich als Techniker in der US-Army und in einer eigenen Schreibmaschinenwerkstatt jene Fähigkeiten an, die ihm in seinem späteren Berufsleben nützlich sein sollten.

Mitte der 50er wanderte er nach Kanada aus und gründete schließlich die Firma Commodore. Damals freilich noch ohne Computerbezug, sondern als Schreibmaschinenbauer. Aber die Konkurrenz schlief nicht. Der Osten produzierte billiger, also stieg Commodore auf mechanische Rechenmaschinen um. Diese produzierte aber Japan billiger. Nächster Umstieg: Taschenrechner. Nächster günstigerer Konkurrent: Texas Instruments.

Shatner-Werbung

Commodore entschied sich daraufhin, eigene Computer herzustellen. Den ersten davon produzierte die Firma auf Anraten von Entwickler Chuck Paddle und stellte ihn 1977 vor: den PET 2001 (Personal Electronic Transactor). Richtig geraten, auch hier gab es harte Konkurrenz. Der Apple II war technisch weiter und bot Businesssoftware fürs Büro. Aber diesmal war Commodore die günstigere Alternative und dank Datenbus, mit dem man Messgeräte und Drucker mit dem Computer verbinden kann, an Universitäten gefragt.

Der wirkliche Erfolg stellte sich aber erst ein, als sich Commodore auf Heimcomputer konzentrierte. 1980 erschien der VIC-20. Niemand Geringerer als William Shatner, der im Jahr zuvor als Admiral James T. Kirk im ersten "Star Trek"-Film das Raumschiff Enterprise kommandierte, pries die neue Errungenschaft in der Werbung an. Mit Erfolg.

William Shatner präsentiert den VIC-20.
morrisonAV

Der VIC-20 wurde eine Million Mal verkauft. Im September 1982 folgte der C64. Ein noch größerer Erfolg. Die angegebenen Verkaufszahlen schwanken zwischen 17 und 22 Millionen. Allein in den verbliebenen vier Monaten des Jahres 1982 wurden 300.000 Stück verkauft. Das Erfolgsmotto: "Computers for the masses, not the classes", wie Tramiel formulierte.

Trennung

Doch Mitte der 80er keimten auch die persönlichen Differenzen auf. Tramiel verließ im Streit mit Investor Irving Gould die Firma, ein für beide Seiten im Nachhinein bedauerlicher Abgang. Denn Commodore konnte nicht mehr an die früheren Erfolge anschließen, kaufte sich 1984 aber Erfolg ein. Für 27 Millionen US-Dollar wurde die in finanziellen Schwierigkeiten steckende Firma Amiga aufgekauft. Deren Gründer Jay Miner hatte den ersten Amiga 1984 vorgestellt, er bestach nicht zuletzt durch seine für die Zeit äußerst beeindruckenden Grafikfähigkeiten.

Commodore entwickelte diesen Ansatz weiter und brachte 1985 den Amiga 1000 heraus. Eine Revolution in vielerlei Hinsicht: 4096 Farben, 4-Kanal-Stereo und ein MC68000er-Prozessor mit 16 Bit. Das Problem: zu teuer, zu schleppender Verkauf. Die Nachfolgemodelle waren günstiger, doch blieb Commodore nur behäbig an der Idee dran. Stattdessen investierte die Computerfirma in die marode hauseigene Spielesparte.

Langsamer Niedergang

In dieser machte just ein alter Bekannter Konkurrenz: Jack Tramiel. Dieser hatte nach seinem Abgang 1984 von Time Warner die Videospielsparte übernommen, von Atari die Computersparte und zum Drüberstreuen noch ein paar Entwickler von Commodore mitgenommen. Ein Rechtsstreit war die Folge. Zwölf Jahre lang leitete Tramiel die Atari Corporation, musste aber 1996 notfusionieren und zog sich daraufhin zurück.

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Jack Tramiel mit seinen Söhnen.
Foto: Photo by John Harding/The LIFE Images Collection/Getty Images

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Ex-Firma Commodore bereits Insolvenz angemeldet. Die neuen Amiga-Modelle konnten zwar dank AGA-Chip erstmals mit 256 dargestellten Farben gleichzeitig auffahren, sich aber gegen die Konkurrenten von IBM und Nintendo nicht mehr durchsetzen. Nach finanziellen Schwierigkeiten folgte schließlich am 29. April 1994 die Insolvenz.

Commodore lebt vielfältig weiter

Diese bedeutete zwar das Ende der Firma, aber nicht des Namens Commodore. Dessen Rechte wurden munter von Firma zu Firma weitergetragen. So erschien 2007 ein Gaming-PC mit diesem Namen, 2015 ein Smartphone. Nostalgiker können alte Spiele via Emulator zocken. 2018 erschien eine Mini-Version des Commodore 64. Und im Herzen der IT-Fans lebt der Name sowieso weiter. (red, 30.4.2019)