Masako Owada, nun Kaiserin.

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Es ist zwar nicht sicher, ob die Geschichte stimmt. Aber sie passt zu gut, um nicht erzählt zu werden. Es geht um konspirative Treffen, die in den 80er-Jahren in Tokios Tiefgaragen stattgefunden haben und in die auch die Königsfamilie tief verstrickt war. Genau genommen sei es eine Karrierediplomatin des japanischen Außenministeriums gewesen, Masako Owada, die damals vertrauliche Gespräche führte. Ihr Mitverschwörer: Kronprinz Naruhito, damals Thronfolger, seit 1. Mai Kaiser Japans.

Heute ist Masako seine Frau und Kaiserin. Die beiden, so heißt es, wollten damals, bei den ersten Treffen, strengen Blicken der japanischen Medien und Einengungen des Hofstaates entkommen.

So unromantisch wie der Treffpunkt ist vieles, was der heute 55-Jährigen auf ihrem Weg durch die Bürokratie des japanischen Kaiserhauses widerfahren ist. Zwar ist unbestritten, dass es echte Zuneigung ist, die sie und Kaiser Naruhito verbindet. Aber dafür legten der Hofstaat und Japans konservative Öffentlichkeit ihnen Steine in den Weg. Die Hochzeit wurde über Jahre vertagt, Masako als unpassend, weil zu selbstständig gesehen. Als es dann 1993 doch so weit war, machten Japans Journalisten es zum Thema, dass sie bei einer Pressekonferenz länger sprach als ihr Mann. Später wurden ihr Reisen verboten.

"Anpassungsstörungen"

Vor allem aber war es der Druck, einen Erben zu gebären, der Masako krank machte. Nach einer Fehlgeburt 1999 folgte zwar 2001 Prinzessin Aiko. Doch dann zog sich Masako für Jahre aus der Öffentlichkeit zurück, erst zuletzt zeigte sie sich wieder öfter bei Empfängen. Eine Mitteilung des Kaiserhauses machte ihre Depression zu "Anpassungsstörungen". Naruhito wurde deutlicher und warf dem Kaiserhaus vor, seine Frau an der Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu hindern.

Damit bewahrheitete sich eine Furcht Masakos: Mehrmals soll sie Heiratsanträge abgelehnt haben, weil sie um ihre Selbstständigkeit und Karriere fürchtete. Immerhin hatte sie viel mehr von der Welt gesehen als ihr Mann: Schon ihr Vater war Diplomat gewesen, Masako ging in Moskau und New York in den Kindergarten, später in den USA und in Großbritannien zur Schule. Studien in Harvard und Oxford absolvierte sie mit Auszeichnung, nebenbei lernte sie fünf Sprachen, spielte Klavier und Tennis und begann zusätzlich zu Wirtschaftsstudien einen Jus-Lehrgang. Vielleicht, spekulieren japanische Medien, kann sie nun, als Kaiserin, wieder Selbstbestimmung erkämpfen. (Manuel Escher, 1.5.2019)