Paris – Wie Forscher im Fachblatt "Plos One" berichten, leiden Alleinlebende 1,5- bis 2,5-mal eher unter einer psychische Erkrankung wie Depressionen oder Angst- und Zwangsstörungen als Menschen, die in eine soziales Umfeld eingebettet sind.

Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt ist nicht klar, ob das Single-Leben Ursache dieser Erkrankungen ist. Ein statistischer Zusammenhang zeigte sich vor allem bei Menschen, die sich einsam fühlten.

Das Team um Louis Jacob nutzte die Daten von 20.500 Menschen aus England die 1993, 2000 und 2007 an einer nationalen Erhebung teilgenommen hatten. Während der Untersuchungszeiträume stieg der Anteil der Einpersonenhaushalte von 8,8 auf 9,8 und schließlich 10,7 Prozent. Zugleich wuchs die Rate an häufigen psychischen Erkrankungen von 14,1 auf 16,3 und 16,4 Prozent.

Ursache-Wirkungszusammenhang unklar

Für die Studie wurde die psychische Gesundheit der Probanden über Interviews und Fragebögen ermittelt. Zusätzlich zu den so gesammelten Daten berücksichtigten die Forscher Daten zu Körpergröße und Gewicht, Alkoholabhängigkeit, Drogenkonsum, sozialem Netz und subjektiv empfundener Einsamkeit. In allen drei Umfragen war ein statistischer Zusammenhang zwischen dem Alleinleben und der Verbreitung psychischer Erkrankungen feststellbar – und zwar unabhängig von Geschlecht oder Alter der Teilnehmer.

Arno Deister, Chefarzt des Zentrums für Psychosoziale Medizin des Klinikums Itzehoe, betont den Unterschied zwischen Alleinleben und Einsamkeit: "Wenn das Alleinsein gewollt ist, kann es für Menschen durchaus positiv sein." Einsamkeit bezeichne hingegen den ungewollten Verlust von Beziehungen.

Die Studie sei zwar sorgfältig aufgebaut, Deister warnt jedoch vor vorschnellen Schlüssen: Wenn Alleinsein dazu führe, dass Beziehungen fehlten, dann könne das bestimmte Erkrankungen zwar einerseits begünstigen. "Andererseits ist es etwa ein Symptom von Depressionen, dass sich Menschen zurückziehen." (red, APA, dpa, 2.5.2019)