Israels Präsident Reuven Rivlin (Mitte links) und Regierungschef Benjamin Netanjahu (Mitte rechts) bei der Gedenkveranstaltung in Yad Vashem am Donnerstag.

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Tel Aviv – Israel hat am Donnerstag der sechs Millionen Juden gedacht, die während des Holocaust von den deutschen Nationalsozialisten und ihren Helfern ermordet wurden. Am Vormittag heulten landesweit zwei Minuten lang die Sirenen. Fußgänger blieben stehen und verharrten in stillem Gedenken. Autofahrer hielten auf der Straße an und stiegen aus.

In der zentralen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem begann anschließend eine Gedenkzeremonie. Nach Angaben des zuständigen Finanzministeriums sind in Israel noch rund 210.000 Holocaust-Überlebende registriert, die Unterstützung erhalten. 58.000 davon stammten aus nordafrikanischen Ländern sowie dem Irak. Sie hätten während des Holocaust unter antisemitischer Verfolgung gelitten.

Warnungen von Rivlin

Während einer Gedenkstunde in Yad Vashem warnte Staatspräsident Reuven Rivlin am Mittwochabend vor neuem Antisemitismus. "Europa wird wieder von den Geistern der Vergangenheit verfolgt – Ideen von Überlegenheit, nationaler Reinheit, Fremdenhass, offener Antisemitismus von links und rechts", sagte Rivlin. "Wir sind nicht am Rande eines neuen Holocaust oder Ähnliches. Aber wir können den alt-neuen Antisemitismus nicht ignorieren, der wieder sein Haupt erhebt, angeheizt durch Einwanderungswellen, Wirtschaftskrisen und Enttäuschung von der politischen Führung."

Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte: "Die radikale Rechte, die radikale Linke und der radikale Islam sind sich in einem einig: dem Hass auf Juden." Dieser Hass zeige sich auch in "niederträchtigen Attacken auf Betende in Synagogen", sagte er mit Blick auf die Anschläge in den USA.

Zunahme antisemitischer Angriffe

Die Zahl gewaltsamer antisemitischer Angriffe hat laut einem israelischen Bericht im vergangenen Jahr weltweit deutlich zugenommen. 2018 seien bei 13 Morden an Juden antisemitische Hintergründe registriert worden, die höchste Zahl der vergangenen Jahre, teilte die Universität Tel Aviv am Mittwoch mit. (APA, 2.5.2019)