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Die Konjunktur hilft auch den Flüchtlingen. Wer im Vorjahr nach Österreich gekommen ist, hatte größere Chancen, schneller einen Job zu finden als Asylberechtigte, die sich bereits 2015 beim AMS gemeldet haben.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Wien – Neben dem Anstieg der Arbeitslosigkeit von Ausländern insgesamt vermeldete AMS-Chef Johannes Kopf am Donnerstag "Erfreuliches": Erstmals seit der Fluchtbewegung 2015 sei die Zahl der arbeitslos oder in Schulung vorgemerkten Asyl- beziehungsweise subsidiär Schutzberechtigten im April rückläufig gewesen. Die Zahl der Betroffenen sank demnach um 660 auf 31.703, das sind um zwei Prozent weniger und eine "Trendwende", verkündete Kopf via Kurznachrichtendienst Twitter.

2018 lag der Neuzugang an Personen mit Aufenthaltstitel beim AMS noch bei rund 800 pro Monat. 2019 umfasste dieser Neuzugang nur mehr 500 bis 600, rechnet Kopf im Gespräch mit dem STANDARD vor. Von einer Trendwende könne man auch deshalb sprechen, weil sich der Bestand gegenüber dem Vorjahr verändert habe. Bisher seien die Arbeitslosenzahlen von Geflüchteten immer steigend gewesen. "Wir haben den Höchststand überschritten, von jetzt an geht es bergab", sagte Kopf mit Verweis auf die sich abzeichnende Tendenz, wonach die Aprildaten auf einen Beschäftigungsanteil bei Geflüchteten von 36 Prozent hindeuteten.

Konjunktur hilft

Zum Vergleich: Von den 11.604 Asylberechtigten, die 2016 einen Aufenthaltstitel zugesprochen bekamen und neu beim AMS registriert wurden, waren Ende März 2019 rund 34,9 Prozent in Beschäftigung. Bei den 9.527 anerkannten Flüchtlingen, die sich bereits 2015 beim AMS gemeldet haben, waren Ende März 2019 rund 39 Prozent in Beschäftigung. Das ergab eine Auswertung der Daten des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger.

Der Schluss, den der AMS-Chef aus der Datenanalyse zieht: "Wer später gekommen ist, wurde schneller integriert und fand schneller Arbeit – auch weil die Konjunktur besser ist", sagt Kopf. Eine große Rolle spiele bei der Vermittlung – wie bei Inländern auch – die Community. Erwerbstätige vermittelten häufig befreundete Arbeitssuchende zum eigenen Arbeitgeber.

Leiharbeit, Industrie, Tourismus

Zu den Branchen, in denen Asylwerber am häufigsten aufgenommen werden, gehören laut AMS die Arbeitskräfteüberlassung (vulgo Leiharbeiter), Industrie, Tourismus, Handel und Reinigung. Über genaue Daten verfüge man aber nicht, weil das AMS sehr oft nicht wisse, bei welchen Arbeitgebern Arbeitslose ihre Jobs finden. Außerdem erhebe der Hauptverband keine Daten zum Aufenthaltstitel. Man könne aber davon ausgehen, dass 90 Prozent der 16.851 unselbstständig Beschäftigten aus Syrien und Afghanistan Ende 2018 als Asylsuchende nach Österreich gekommen sind.

Insgesamt waren Ende Dezember 2018 beim AMS 32.346 "anerkannte Flüchtlinge oder subsidiär Schutzberechtigte" als arbeitslos gemeldet (Schulungsteilnehmer inklusive). Nicht alle von ihnen werden erst im Vorjahr nach Österreich gekommen sein. Manche werden möglicherweise bereits viele Jahre bei uns sein, beispielsweise aus Russland oder den Balkanländern.

Mehr Arbeitslose Ausländer

Insgesamt war Ende April rund ein Drittel der Arbeitslosen (96.575 Personen) nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft – das ist ein Zuwachs von 1,7 Prozent oder 1.647 Menschen. Bei Inländern hingegen ging die Arbeitslosigkeit um 6,7 Prozent oder 14.231 auf 199.699 Personen zurück.

Bei den Schulungsteilnehmern sticht neben dem Rückgang um 9,7 Prozent bei Inländern (um 4.047 auf 38.028 Personen) insbesondere die Entwicklung bei Ausländern ins Auge: Im April 2019 waren mit 26.899 um ein Fünftel weniger als im April des Vorjahres in Schulungen. In absoluten Zahlen sind das um 6.653 Personen weniger. (Luise Ungerboeck, 2.5.2019)