Die Phlegräischen Felder, hier auf einem Gemälde von Michael Wutky aus dem Jahr 1780 dargestellt, beginnen unmittelbar am westlichen Stadtrand der Millionenstadt Neapel.

Illustr.: public domain

Weltweit kennt man weniger als zwei Dutzend sogenannte Supervulkane. Diese enormen geologischen Strukturen bilden im Unterschied zu herkömmlichen Vulkanen keine Kegel aus, sondern hinterlassen nach einem Ausbruch gewaltige Calderen. Der bekannteste Supervulkan ist jener unter dem Yellowstone-Nationalpark im US-Bundesstaat Wyoming, doch auch direkt vor unserer Haustür schlummert ein solches gefährliches Monster: Die Phlegräischen Felder liegen rund 20 Kilometer westlich des Vesuv, also nahe der Millionenstadt Neapel, und zeichnen sich durch eine Vielzahl vulkanischer Aktivitäten aus, wie etwa Solfataren, Thermalquellen und Fumarolen.

Verstärkte Aktivitäten

In den vergangenen Jahren beobachteten Forscher zudem eine beunruhigende Folge von Hebungen und Senkungen in dieser Region; das gesamte Areal bewegte sich pro Jahr teilweise um bis zu einen halben Meter. Zwischenzeitlich waren die Phlegräischen Felder zwar etwas zur Ruhe gekommen – Messungen zwischen Oktober 2014 und März 2015 ergaben eine Hebung von lediglich 0,5 Zentimetern pro Monat –, doch mittlerweile haben die Aktivitäten wieder merklich zugenommen. Nun entdeckten britische Wissenschafter Hinweise darauf, dass Ausbrüche des europäischen Supervulkans häufiger stattfinden dürften als vermutet.

Bisher datierte man die letzte große Eruption auf einen Zeitpunkt vor 37.280 Jahren, bei der bis zu 150 Kubikkilometer pyroklastisches Material ausgestoßen wurden. Vor etwa 15.000 Jahren dürfte es zu einem weiteren, etwas kleineren Ausbruch gekommen sein. Die nun von einem Team um Paul Albert von der University of Oxford im Fachjournal "Geology" präsentierten Daten lassen jedoch darauf schließen, dass die Phlegräischen Felder auch vor 29.000 Jahren explodierten und dabei eine Fläche von 150.000 Quadratkilometern mit vulkanischen Ablagerungen bedeckten.

Verräterische vulkanische Gase

Belege dafür fanden die Wissenschafter in entsprechenden Asche- und Tuff-Sedimenten im Meer und in Seen der Region. Obwohl diese Spuren schon länger bekannt waren, konnte bislang kein spezifischer Vulkan mit Sicherheit als Quelle identifiziert werden. Der Gruppe um Albert dürfte nun jedoch die entscheidende Zuordnung gelungen sein: In Bohrproben aus der Umgebung von Neapel und einer Gegend nordöstlich der Supervulkan-Caldera fanden sie vulkanische Gase, deren chemische Zusammensetzung und Alter auf einen Ausbruch vor fast 30.000 Jahren schließen lassen.

Aufgrund dieser Erkenntnisse nehmen die Geologen an, dass die Phlegräischen Felder doch in bedeutend kürzeren Abständen ausbrechen dürften als lange Zeit angenommen. Dass eine Eruption unmittelbar bevorstehen könnte, bezweifeln die Forscher allerdings. Außerdem ist unklar, wie stark die nächste Explosion ausfallen könnte. (tberg, 5.5.2019)