Das Schloss Trautmannsdorf steht seit vielen Jahren leer.

In seiner Geschichte wurde es schon mehrfach für Gesundheitszwecke genutzt – das soll auch jetzt wieder passieren.

Foto: Sans Souci Gruppe

Im Inneren ist das denkmalgeschützte Schloss arg mitgenommen. Nun soll ihm neues Leben eingehaucht werden.

Foto: Zoidl

Durch die dicken Mauern des Schlosses Trautmannsdorf in Niederösterreich hört man die Kirchenglocken. Die Windräder, die sich in der Ferne am Horizont drehen, sieht man von hier aber nicht: Die Fenster des klassizistischen Schlosses sind verbarrikadiert. Im Schlossinneren ist es selbst an einem sonnigen Tag stockdunkel. Das Betreten des baufälligen Schlosses ist verboten. Manche schreckt das nicht ab.

Sehr zum Missfallen des Eigentümers, des Immobilienentwicklers Norbert Winkelmayer mit seiner Sans-Souci-Gruppe. "Die Herzerln sind neu", sagt er und deutet auf ein Graffito an der Außenmauer. "Lugner for president" steht wohl schon länger hier. Auch im Schloss haben Eindringlinge ihre Spuren hinterlassen: "Alles, was über eine Leiter erreichbar war, ist weg", klagt Winkelmayer in der Schlosskapelle.

Einst prunkvolle Verzierungen an Wänden und Säulen: einfach mitgenommen. Ein klassizistisches Stiegengeländer bei der Hauptstiege wurde erst unlängst gestohlen. Möbel, Türbeschläge, Parkett und Wandverzierungen kamen dem Schloss, an dessen Stelle im 13. Jahrhundert bereits eine Burg stand, schon vor langer Zeit abhanden. Und der Wandbehang des chinesischen Zimmers wurde in den 1960er-Jahren an das Schloss Laxenburg verkauft.

Als Wohnhaus genutzt

"Die Verfallskurve ist heftig", sagt Winkelmayer. An mehreren Stellen sind die Tramdecken aufgrund von Feuchtigkeit vom zweiten in den ersten Stock durchgebrochen, einige Räume können nicht mehr betreten werden. Einmal, erzählt man im Gemeindeamt, habe es im Ort geheißen, dass es im Schloss brennt. Die Feuerwehr stellte dann aber nur starke Staubentwicklung fest, weil eine Decke heruntergedonnert war.

Man braucht also viel Fantasie, um sich vorzustellen, was Winkelmayer mit dem 4000 Quadratmeter großen, u-förmigen Schloss vorhat. Er hat es 2013 beim Landeanflug auf Wien vom Flugzeug aus entdeckt – und dem mit seinen Sanierungsplänen glücklosen Vorbesitzer abgekauft.

Im Schloss Trautmannsdorf, an dem heute noch das Wappen der ungarischen Adelsfamilie Batthyány prangt, war im 19. Jahrhundert ein Militärspital untergebracht, später ein Sanatorium für Lungenkranke. In der Zwischenkriegszeit wurde es von 50 Parteien als Wohnhaus genutzt. Davon zeugen noch die kitschigen Blümchentapeten in einigen Räumen. Die letzte Mieterin zog 2000 aus. Seither ist nicht viel passiert – obwohl das Schloss direkt hinter der Kirche und damit mitten im 3000-Einwohner-Ort steht.

Immobilienentwickler Winkelmayer hat nun viel vor: Er will im und um das Schloss ein Gesundheitszentrum mit Fokus auf Vorsorgemedizin entwickeln, um Zivilisationskrankheiten wie Burnout oder Diabetes vorzubeugen. Das Schloss selbst soll Energetik- und Therapiebereiche, einige Hotelzimmersuiten, kleine Seminarräume sowie eine Schauküche beherbergen, außerdem eine Lobby und ein Restaurant.

Bauen in zwei Etappen

Auf dem elf Hektar großen Grund sollen außerdem begrünte Hotelpavillons mit insgesamt 100 Zimmern sowie Long-Stay-Einheiten für Menschen, die länger in Behandlung sind, entstehen. Außerdem 16 Reihenhäuser, 80 Personalwohnungen, eine Einrichtung für betreutes Wohnen, ein Veranstaltungszentrum, eine Tagesklinik und eine 800 Quadratmeter große Tiefgarage.

Das Großprojekt soll in zwei Etappen verwirklicht werden: In der ersten will die Sans Souci Group das Schloss sanieren und die Gebäude für den Hotelbetrieb errichten. Die Wohngebäude sollen dann in der zweiten Etappe entstehen. 80 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren in das Areal fließen, 15 Millionen allein in die Sanierung des denkmalgeschützten Schlosses.

Nun befindet man sich in der Einreichphase. Winkelmayer hofft auf eine Baugenehmigung in den nächsten Monaten – und will im besten Fall 2020 oder 2021 mit dem Bauen beginnen. Auf zwei Jahre schätzt der Entwickler die Bauzeit für die erste Etappe.

Drei Millionen Euro sind schon im Vorfeld in die nötigen Gutachten geflossen. Bei Grabungsarbeiten wurden bereits Teile des Burggrabens freigelegt – einige Bereiche davon sollen später auch gezeigt werden – sowie der Sockel des Burgfrieds, alte Scherben und sogar ein Skelett. Man rechnet mit vielen weiteren Fundstücken.

262 Unterschriften

Im nahen Gemeindeamt kennt man den Investor mittlerweile gut – und gibt sich zufrieden mit seinen Plänen. Im Ort selbst sieht man das Bauvorhaben skeptisch: Vor wenigen Tagen wurde dem Bürgermeister eine Petition mit 262 Unterschriften überreicht. Ihr Hauptanliegen: mehr Transparenz. Nur direkte Anrainer seien über die Pläne bisher informiert worden. Daher machen wilde Gerüchte zur Dimension des Bauvorhabens die Runde. Der Immobilienentwickler will in den nächsten Wochen Informationsveranstaltungen für alle anbieten, um Klarheit zu schaffen: Selbst in der Endausbaustufe würden maximal 600 Betten auf dem Areal entstehen.

"Die Stimmung im Ort ist eher negativ", erzählt eine Trautmannsdorferin beim STANDARD-Lokalaugenschein. Sie sorgt sich, dass die Infrastruktur des Ortes nicht Schritt halten kann. Und auch dass das Schloss am Ende trotz großer Versprechungen nicht saniert wird. Winkelmayer betont allerdings, dass das Schloss das zentrale Element der Entwicklung sei.

"Es wird sich alles zusammenfügen", ist der Trautmannsdorfer Bürgermeister Heinz-Christian Berthold (ÖVP) überzeugt. Dass sich der Ort damit verändern wird, ist allen klar. "Wir wollen keine Stadt in der Stadt", stellt Vizebürgermeister Paul Fuchs (ÖVP) klar. Das wolle er auch nicht, so Winkelmayer: "Die Dorfidylle ist so etwas Tolles, die muss man erhalten." (Franziska Zoidl, 4.5.2019)