Porto-Novo – Zum ersten Mal seit dem Ende der Diktatur im westafrikanischen Benin vor 30 Jahren wurde die Opposition wieder von einer Wahl ausgeschlossen. Gerade einmal 23 Prozent der knapp zehn Millionen Beniner nahmen am Sonntag an der Parlamentswahl teil. Und das, obwohl das kleine Land an der Atlantikküste bis vor kurzem noch als Modell gegolten hat, was Stabilität und Demokratie in Afrika anbelangt.

Bei Ausschreitungen nach der Wahlfarce starb am Donnerstag eine Frau, Demonstranten, viele von ihnen Anhänger des früheren Präsidenten Thomas Boni Yaye, errichteten in der Hauptstadt Cotonou Barrikaden. Mindestens zwei weitere Demonstranten wurden nach Angaben von Ärzten bei den Protesten schwer verletzt.

Straßenproteste in Benin.
Foto: Photo by Yanick Folly / AFP

In dem westafrikanischen Land war am Sonntag die Parlamentswahl abgehalten worden. Aufgrund eines neuen Wahlgesetzes ließ die Wahlkommission nur zwei Parteien zu, beide stehen Präsident Patrice Talon nahe. Die Opposition hatte ihre Anhänger daraufhin zum Boykott aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag nach ersten Ergebnissen vom Mittwoch auf einem Rekordtief von knapp 23 Prozent.

Die Wahl wird international als unfair betrachtet.
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Nach Bekanntwerden der Ergebnisse wurde die Militär- und Polizeipräsenz in Cotonou massiv verstärkt. Hunderte Anhänger Boni Yayis gingen auf die Straße, errichteten Barrikaden aus brennenden Reifen, zündeten Geschäfte an, warfen Steine und beschädigten Regierungsgebäude. Die Polizei setzte Tränengas ein. Demonstranten zufolge schossen die Sicherheitskräfte in der Nacht mit scharfer Munition. Am Donnerstag dauerten die Proteste an.

Die Polizei und das Militär marschierten in den Großstädten Cotonou und Porto-Novo auf.
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Es war das erste Mal seit der Rückkehr Benins zur Demokratie vor gut 30 Jahren, dass die Opposition nicht an einer Parlamentswahl teilnahm. Die Zivilgesellschaft Benins und die internationale Gemeinschaft hatten als Zeichen des Protests keine Wahlbeobachter entsandt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte die Entwicklungen in der einstigen Vorzeigedemokratie Westafrikas alarmierend. (flon, APA, 2.5.2019)