Der Asteroid (25143) Itokawa misst 535 mal 294 mal 209 Meter und dürfte mehr Wasser enthalten als ursprünglich gedacht.
Foto: Jaxa

Am 5. April feuerte die japanische Raumsonde Hayabusa 2 einen Sprengkörper auf den erdnahen Asteroiden (162173) Ryugu ab. Drei Wochen später bestätigten Bilder von einem neuen, zwanzig Meter durchmessenden Krater den Erfolg der heiklen Sprengaktion. Ziel der Mission ist es, Material von dem Himmelskörper einzusammeln und, wenn alles nach Plan läuft, im Dezember 2020 zurück zur Erde zu bringen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die japanische Weltraumorganisation JAXA Proben von einem Asteroiden geborgen hat: Im September 2005 erreichte die Vorgängersonde Hayabusa den länglichen, etwa 535 mal 300 Meter großen Asteroiden (25143) Itokawa und nahm dort an zwei unterschiedlichen Stellen Materialproben. Nach einem aufgrund technischer Probleme verzögerten Heimflug landete die Rückkehrkapsel mit der kostbaren Fracht am 13. Juni 2010 in einem militärischen Sperrgebiet in Südaustralien.

Partikel vom Anbeginn des Sonnensystems

Die Analysen der geborgenen insgesamt 1.500 winzigen Asteroidenpartikel liefern bis heute zahllose neue Erkenntnisse über unser Sonnensystem. In zweien dieser Körnchen stießen US-Forscher nun auf eine weitere veritable Überraschung: Das Team um Maitrayee Bose und Ziliang Jin von der Arizona State University identifizierte in dem Asteroidenmaterial einen unerwartet hohen Anteil an Wasser – was unter anderem Konsequenzen für die Theorien haben könnte, wie das irdische Wasser einst zu uns gekommen ist.

Itokawa, benannt nach einem japanischen Raketenpionier, zählt zu den sogenannten S-Asteroiden, die relativ nahe der Sonne entstanden sein dürften und deshalb für sehr trockene Objekte gehalten wurden. Als vermutete Bausteine der jungen Erde ging man aufgrund seiner Wasserarmut davon aus, dass andere, feuchtere Arten von Asteroiden den Großteil zum H2O-Anteil auf unseren Heimatplaneten beigetragen haben – womöglich ein Irrtum, wie sich nun zeigte.

Die beiden winzigen Asteroidenkörnchen enthielten mehr Wasser als vermutet.
Foto: Z. Jin and M. Bose/ASU/JAXA

Wasserreicher Riese

Konkret untersuchten die Forscher zwei Körnchen aus der Hayabusa-Mission, wie sie im Fachjournal "Science Advances" berichten. Eigentlich hatten sie erwartet, dass deren Wassergehalt weit unterhalb der Nachweisgrenze liegen müsste. Tatsächlich aber war derim Kristallgitter gefangene Wasseranteil deutlich höher.

"Itokawa ist zwar immer noch knochentrocken im Vergleich zu allem, was wir heute von der Erde kennen – und doch ist er wesentlich feuchter als erwartet", erklärt Bose. "Der Asteroid war einst Teil eines größeren, vermutlich bis zu 50 Kilometer durchmessenden Brockens. Aufgrund unserer Messungen könnten diese ursprünglichen Objekte womöglich für rund die Hälfte des Wassers aller irdischen Ozeane verantwortlich sein", so die Wissenschafterin.

Mehr noch: Das Verhältnis von Wasserstoff und dessen Isotop Deuterium in den analysierten Partikeln gleicht exakt jenem des irdischen Wassers, sowie der Isotopenverteilung in Wasser auf dem Mond und dem Mars. Das würde laut Bose bedeuten, dass das Wasser auf allen diesen Himmelskörpern aus der selben Quelle stammt: Kleine "Kiesel", die sich kurz nach der Geburt der Sonne zunächst zu Asteroiden wie Itokawa vereinigten, die wiederum in weiterer Folge die Keime der Planeten bildeten. (tberg, 5.5.2019)