Die OMV hält an der Finanzierung der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 fest.

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Wien – Der Öl- und Gaskonzern OMV ist von der Zuspitzung der Konflikte in Libyen stärker getroffen worden als erwartet. Die meisten Förderanlagen seien aus Sicherheitsgründen bis in den März hinein stillgestanden, sehr kostengünstig zu produzierendes Öl sei dadurch nicht in den Verkauf gelangt, teilte die OMV am Freitag mit. Der um Lagereffekte bereinigte Betriebsgewinn (CCS Ebit) sank im Startquartal 2019 um sieben Prozent auf 759 Millionen Euro.

Nachdem die Ölproduktion im nordafrikanischen Staat im Verlauf des März wieder aufgenommen worden ist, gibt sich OMV-Chef Rainer Seele für die verbleibenden drei Quartale vorsichtig optimistisch. Derzeit liege die Produktion in Libyen bei 35.000 Fass (je 159 Liter) Öläquivalent am Tag – nach rund 30.000 Fass im Durchschnitt des Jahres 2018. Sollte der Beitrag aus Libyen bis Jahresende unverändert bleiben, erwartet Seele einen Anstieg der von der OMV verantworteten Gesamtproduktion auf die Rekordmenge von 500.000 (2018:427.000) Tagesfass.

Festhalten an Nord Stream

Zusätzlich belastet war das Ergebnis des 1. Quartals 2019 durch Abschreibungen über 87 Millionen Euro, die im Wesentlichen auf Akquisitionen in Neuseeland und in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie auf ein mit Sapua Energy gegründetes Joint Venture in Malaysia zurückzuführen sind. Unterm Strich ging der Gewinn (CCS Überschuss) in der Berichtsperiode um acht Prozent auf 346 Millionen Euro zurück. Der Aktienkurs von Österreichs größtem Industriekonzern gab am Freitag teilweise mehr als ein Prozent nach.

An der Finanzierung der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2, durch die laut ursprünglichem Plan noch heuer erste Gasmengen aus Russland nach Deutschland und weiter nach Zentraleuropa strömen sollen, hält die OMV fest. Aus Kopenhagen erhofft sich Seele möglichst rasch grünes Licht für eine der drei eingereichten Routen, die durch dänische Küstengewässer führen. Von allen anderen Anrainerstaaten liegen die notwendigen Genehmigungen vor, die 1230 km lange Röhre ist über weite Strecken bereits verlegt, über mögliche Verzögerungen zu spekulieren sei "viel zu früh", sagte Seele in einer Telefonkonferenz.

Steigende Abhängigkeit Europas

Die OMV hat sich verpflichtet, zehn Prozent der auf 9,5 Milliarden Euro taxierten Kosten des Pipelinebaus zu finanzieren. Neben den USA, die am Bau der Nord Stream 2 mit Sanktionen drohen hat zuletzt auch der als Nachfolger von Jean-Claude Juncker an der Spitze der EU-Kommission gehandelte EVP-Spitzenkandidat bei den Europawahlen, Manfred Weber (CSU) gegen das Projekt quergeschossen. Er werde das Projekt stoppen, sollte er Kommissionspräsident werden, sagte Weber unter Hinweis auf die steigende Abhängigkeit Europas von russischem Gas.

Was Russland betrifft, ist Seele weiter zuversichtlich, sich diesen Sommer mit Gazprom über den Kaufpreis für den Einstieg der OMV in das Achimov-Gasfeld in Sibirien einigen zu können. (stro, 3.5.2019)