Monika Vogl rattert mit einem schwarzen Trolley an der Hand in die Küche. Sie trägt weiße Bluse und Blazer, schließlich kommt sie gerade von ihrem Vollzeitjob in einer Anwaltskanzlei in die Standard-Redaktion. Den Trolley hat sie wegen ihres Nebenjobs mit: Sie ist eine von rund 1.000 Thermomix-Repräsentantinnen in Österreich.

Eigentlich ist der Thermomix nur ein Küchengerät. Von Kritikern gehasst, von Usern geliebt, verkauft er sich millionenfach. Und so rückt Monika Vogel drei- bis viermal pro Monat mit dem genau auf das Kochwunder zugeschnittene Wägelchen aus und präsentiert seine Fertigkeiten im Rahmen einer Verkaufsparty vor im Schnitte vier Personen.

"Ich mache das, weil ich von dem Gerät so begeistert bin – nicht wegen des Geldes" sagt sie, die selbst vor fünf Jahren von einer Bekannten mit dem "Thermomix-Fieber" angesteckt wurde.

"Thermomiss" Monika Vogl mit dem Thermomix-Kochbuch. Das Rezept für den Marillenkuchen hat sie entwickelt.
Foto: regine hendrich

Seit wenigen Wochen ist der Thermomix TM6 auf dem Markt. Den präsentiert sie einem kleinen Grüppchen Kochbegeisterter aus der STANDARD-Redaktion. Die Erwartungshaltungen sind allerdings breit gestreut: von "sehr skeptisch" über "technikaffin" bis zu "ernsthaft an einem Kauf interessiert". Gespannt sind alle auf das aprostophierte Hypeteil, für das die Wartezeit (sofern man nicht nicht vorbestellt hat) mehrere Monate beträgt – bei Kosten von satten 1.359 Euro.

Wenn sie vier Geräte verkaufen würde, dann bekäme sie einen neuen TM6, erzählt Monika Vogl. Das sei eine gerade laufende Aktion, denn normalerweise müssten es sechs sein – zusätzlich gäbe es dann noch eine Provision. Meist verkauft sie ein Gerät im Anschluss an eine Vorführung, die Kaufentscheidung könne aber durchaus länger dauern: "Manche melden sich erst nach einem halben Jahr." Und wenn jemand so gar kein Partymensch sei, dann komme sie auch gerne für eine Einzelpräsentation ins Haus.

Der Küchen-Wunderwuzzi: Thermomix TM6
Foto: Regine Hendrich

Menü-Planung

Vor unserer Thermomix-Party wurde die Speisenfolge akkordiert. Normalerweise wählen die Gastgeber aus einem Vorschlag zum Showkochen eine vorgegebene Dreierkombination von Gerichten aus. Doch nachdem es in der Büroküche kein Backrohr gibt, können wir weder "Pizzaparty" noch "Ruck zuck" oder "Schmankerl" ausprobieren.

Wir haben uns daher auf Erdbeermojito, Risotto, Schokoküchlein mit flüssigem Kern und eine Karamellsauce geeinigt. Die Sauce passt zwar nicht zum Rest, die Bratfunktion ist aber eine der neuen Features des TM6 – dazu ist das Herstellen von Karamell ist auch bei manch geübten Köchinnen und Köchen nicht unbedingt beliebt.

Die Einkaufsliste wurde uns per Whatsapp übermittelt. Das funktioniert über die Cookidoo-App fürs Handy.

Rezeptsuche via Display.
Foto: Regine Hendrich

Cookidoo ist das Thermomix-Rezepteportal, in dem laut Thermomix-Hersteller Vorwerk mehr als 40.000 Rezepte zu finden sind. Mit der Rezeptauswahl lässt sich auch gleich die Einkaufsliste – beispielsweise für den gewünschten Wochenspeiseplan – erstellen. Die Rezepte von Cookidoo gibt es allerdings nicht gratis. 36 Euro werden für die Nutzung pro Jahr fällig, dafür gibt es immer wieder neue Rezepte, die der neue TM6, in den Cookidoo integriert ist, dann per WLAN abrufen kann. Beim Vorgänger TM5 musste man noch einen Rezeptchip bzw. den sogenannten "Cookkey" anstecken.

Wir starten mit dem Aperitif Erdbeermojito. Kollege Daniel Koller darf als Erster ans Gerät und bekommt zunächst den Auftrag, das Rezept samt Foto auf dem Touchscreen zu suchen. Nach der Auswahl erscheinen die Anweisungen: 250 g gefrorene Erdbeeren und 60 g Zucker, Zitronensaft, Minzblätter und kaltes Wasser sollen in den Edelstahltopf, zeigt das Thermomix-Display an. Dass wir keine Waage und auch keinen Messbecher in der Redaktion besitzen, ist kein Problem, denn die Wiegefunktion ist im Gerät integriert.

Alles rein in den Mixtopf.
Foto: Regine Hendrich

Also rein mit den Zutaten, Schalter an die verlangte Position drehen und – ordentlich zusammenzucken. Der Lärm, der beim Zerkleinern der gefrorenen Erdbeeren entsteht, ist gewaltig. Das Ergebnis erfreut allerdings, und leichte Partystimmung kommt in der Büroküche auf.

Zeit für den Kochwein

Weiter geht es mit Risotto, das ist meine Aufgabe: Zunächst gebe ich Parmesanstücke und Basilikumblätter in den Topf, ganz kurz wieder Erschrecken wegen der lauten Geräusche, aber nach nur wenigen Sekunden haben wir eine Schüssel voll fein gemahlenem Käse. Nun wird Zwiebel im Topf zerkleinert ("Richtig schön fein geworden", meint der Kollege, "würde sogar bei meiner Tochter Gnade finden", denke ich). Butter dazu, Deckel drauf. Den Knopf gemäß Anweisung drehen, und nach kurzer Zeit duftet es in der Küche nach geschmorter Zwiebel. Wenig später heißt es: "Deckel öffnen", 320 g Reis dazugeben.

Hier zeigen sich die Tücken für die ungeübte Thermomix-Benutzerin: Großzügig gieße ich den Risotto-Reis in den Topf, und schon zeigt die Waage 380 g an. Also wieder etwas Reis rauslöffeln, schließlich ist ja alles in dem Rezept auf dem Display auf die 320 g abgestimmt. Dann geht es weiter: Wein wird dazugegossen und "selbstgemachtes Suppenpulver" – bloß haben wir das gar nicht eingekauft. Doch Monika Vogl hat nicht nur das Küchengerät mitgebracht, sondern eine ganze Batterie kleiner beschrifteter Gläschen: Himbeerzucker, Zitronensalz oder eben auch Suppenpulver finden sich da. "Alles im Thermomix selbst hergestellt", strahlt sie. Mit dem Pulver und zusätzlichem Wasser wird nun wieder der Deckel geschlossen und der Knopf gedreht.

Nun heißt es, Warten und zum ersten Mal versteht man, dass die Maschine wirklich Arbeit abnehmen kann. Während Risotto sonst kontinuierliches Rühren erfordert, ist jetzt einfach Zeit, etwas anderes zu tun oder sich einfach mal hinzusetzen und den Kochwein zu verkosten. Der schmeckt, ebenso wie das Risotto, das wir später gemeinsam verputzen werden. Nur Salz fehlt ein bisschen – meine Schuld, schließlich war auf dem Display ½–1 TL Salz angegeben, da war ich wohl etwas zu vorsichtig.

Risotto aus dem Thermomix.
Foto: Regine Hendrich

Auch kein Problem, denn Monika Vogl hat auch selbstgemachtes Bärlauchsalz als zusätzliche Würze mit. Während wir essen, garen einstweilen die davor zusammengerührten Schokoküchlein im Dampfeinsatz, der mit dem Gerät ebenfalls mitgeliefert wird und, – keine Überraschung – auch sie munden vorzüglich, keine Klage.

Die Küchlein werden im Dampfeinsatz gegart.
Foto: Regine Hendrich

Die letzte Hürde ist nun das Karamell – wieder müssen wir den Mixtopf und den Deckel säubern, zum dritten Mal an diesem Abend. Die Karamellsauce dauert nun etwas länger in der Zubereitung, schließlich muss das Gerät auch auf höhere Temperaturen kommen, aber auch sie gelingt und nun kann das Reinigungsprogramm – ebenfalls neu beim TM6 – gestartet werden.

Fazit: Die Sachen, die wir "gekocht" haben, schmecken alle richtig gut. Aber eine Sache geht beim Einfüllen von Zutaten in eine Maschine dann doch verloren: das Gefühl, wirklich gekocht zu haben. (Petra Eder, 5.5.2019)

Wie die Teilnehmer das Gerät vor und nach dem Showkochen sehen

HELGA GARTNER, skeptisch:
Für eine Familie kann es eine enorme Arbeitsersparnis sein, doch mit Kochen, wie ich es verstehe, hat es wenig zu tun, ich will nicht zum Abschmecken eine Maschine stoppen.

Bewertung: 2 von 5 Punkten

PETRA EDER, am Kauf interessiert:
Das Gerät ist sehr praktisch, aber wenn ich es kaufen würde, dann als Küchenhelfer, der z. B. ganz einfach eine Hollandaise fabriziert. Das Rühren am Herd mag ich nicht missen.

Bewertung: 4 von 5 Punkten

DANIEL KOLLER, technikaffin:
Technik ist willkommen, und die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen. Der Prozess des Kochens ist aber zu perfektioniert und geplant, ich brauche den kreativen Prozess.

Bewertung: 2 von 5 Punkten

NINA WESSELY, gut informiert:
Er ist ein Star, das zeigen Messen wie die "Mundo Thermomix" in Spanien. Er ist eine Antwort auf unsere Zeit, in der wir Optimierung auf die Spitze treiben: Das ist schon auch ein bisserl pervers.

Bewertung: 3 von 5 Punkten