Auch Apple-Handys "hören" auf Galileo.

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Zu jeder Zeit ganz genau zu wissen, wo man sich auf der Erde gerade befindet, ist zweifellos eine tolle Sache. Navigationssatelliten im All und das Smartphone in der Hand machen es möglich, sich im Auto den Weg ansagen zu lassen oder die Strassen fremder Metropolen zu Fuss zu erkunden.

Bis vor ein paar Jahren verliessen sich die Ortungsempfänger im Handy dabei nur auf die Signale des amerikanischen GPS-Systems. Schon seit einiger Zeit verstehen Smartphones auch die Daten der russischen GLONASS- und der chinesischen Baidou-Ortungssatelliten. Immer mehr Smartphones empfangen jetzt aber auch die Navigationssignale des europäischen Galileo-Systems. Das soll die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Ortung deutlich verbessern.

26 Galileo-Satelliten

Derzeit befinden sich 26 Galileo-Satelliten in der Umlaufbahn, mit denen die Positionsbestimmung rund um den Globus möglich ist. 24 Satelliten sind für eine weltweite Abdeckung erforderlich. 2020 folgen daher noch einmal Galileo-Satelliten hinterher, auch, um welche im Falle eines Ausfalls in Reserve zu haben.

Doch auch schon jetzt liefert Galileo ein besseres Ortungserlebnis auf dem Smartphone. Da die vier weltweit agierenden Satellitennavigationssysteme nach dem gleichen Funktionsprinzip arbeiten und sich die Betreiber entsprechend verständigt haben, sind sie untereinander kompatibel. Smartphones können also, sofern sie technisch dafür ausgerüstet sind, Ortungssignale empfangen, unabhängig ob es ein Galileo-, GPS-, GLONASS- oder Baidou-Satellit ist, und daraus die aktuelle Position errechnen. Denn: je mehr Satelliten zur Ortung zur Verfügung stehen, umso genauer wird es. Mindestens 4 Satelliten sollten es sein, gute Ergebnisse liefern aber erst 6 oder mehr.

Galileo ergänzt also die Abdeckung mit Satelliten zur weltweiten Navigation noch einmal deutlich. Je nach Standort befinden sich in der Regel zwischen 10 und bis zu 20 Satelliten über dem Smartphone im All. Diese Vielzahl ermöglicht eine schnelle Berechnung der Position, denn nicht alle Satelliten haben immer direkten Sichtkontakt zum Smartphone und liefern nur ungenaue Daten. Von welchen Satelliten ein Smartphone an seinem Standort gerade Ortungssignale empfangen kann, zeigt auf dem iPhone zum Beispiel die kostenlose App GPS Plan bzw. für Android die App GPSTest.

Iphones und Android-Geräte

Neben der zusätzlichen Satellitendichte bringt Galileo noch einen weiteren technischen Vorteil. Das europäische Ortungssystem sendet, wie auch schon neuere GPS-Satelliten, zusätzlich zum Standardsignal ein zusätzliches Signal auf einer anderen Frequenz. Vor allem in Gebieten, wo das Satellitensignal das Smartphone nicht direkt erreicht, sondern von Bergen oder hohen Häusern geblockt oder abgelenkt wird (der so genannte Multipath-Effekt), soll dieses Dual-Frequency genannte Verfahren eine bessere Genauigkeit erlauben als bisher.

Der Ortungschip im Smartphone erkennt zuverlässiger, ob das Satellitensignal abgelenkt wurde und zieht diese Information zur Berechnung des Standorts hinzu. Liegt die Genauigkeit bei Verwendung nur eines Frequenzbands bei etwa 4-8m, so erhöht das Signal auf dem zweiten Frequenzband die Genauigkeit auf einen Meter und darunter. Erforderlich ist allerdings, dass auch der Ortungschip im Smartphone beide Frequenzbänder erkennt. Viel mehr aktuelle Smartphones können zumindest aber schon mit dem normalen Galileo umgehen. Ewta Apple-Smartphones ab iPhone 6s und die AppleWatch Series 4, etliche Asus-Geräte und Huawei-Smartphones sowie die besser ausgestatteten Samsung-Modelle. (Andreas Grote, 1.1. 2020)