HIV-Tests sind essenziell für die Ausrottung – das Virus ist zu Infektionsbeginn extrem ansteckend.

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Unlängst im Kino: Wer den Kinofilm Bohemian Rhapsody über das Leben und Sterben von Freddy Mercury gesehen hat, konnte gar nicht anders als denken, dass der charismatische Queen-Sänger einfach ein Jahrzehnt zu früh geboren wurde. Als er 1991 an Aids gestorben ist, gab es keine Medikamente gegen die tödliche Immunschwäche. Heute ist diese Gefahr gebannt.

Wer sich heute beim Sex mit dem HI-Virus ansteckt (und im Verdachtsfall einen HIV-Test macht), und dann eine Antiretrovirale Therapie (ART) beginnt, hat eine nahezu vollkommen normale Lebenserwartung. Die Therapie verhindert die Vermehrung des Virus, hält es quasi in Schach. Ist die Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze und damit im Blut nicht festzustellen, ist ein HIV-Positiver für nicht HIV-infizierte Menschen auch nicht mehr ansteckend.

Hetero und homo

Zu dieser Erkenntnis kam die sogenannte Partner-Studie vor rund fünf Jahren. In der Untersuchung wurden Paare mit unterschiedlichem HIV-Status insgesamt vier Jahre lang beobachtet und regelmäßig befragt. Sie hatten ungeschützten Geschlechtsverkehr, doch die Ansteckung war gleich null. In einer Folgeuntersuchung, der Partner-2-Studie, nahmen ausschließlich homosexuelle Männer in fixen Beziehungen teil.

Bei den 972 Paaren, bei denen jeweils ein Partner HIV-positiv war, kam es bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr zu keiner einzigen Ansteckung. "Wenn das Virus durch die Therapie so stark unterdrückt ist, dass es im Blut nicht nachweisbar ist, kann das langfristig dazu beitragen, die Epidemie endgültig zu besiegen", sagt Alison Roger von Londons Global University (UCL), die an der europäischen Studie federführend beteiligt war.

Im Verlauf der acht Jahre dauernden Partner-2-Studienzeit steckten sich 15 ursprünglich HIV-negative Männer mit dem Virus an. Die Wissenschafter fanden jedoch mittels genetischen Screenings des Virusmaterials heraus, dass die Ansteckung nicht von dem in der Studie registrierten Partner ausging, sondern von einem anderen HIV-positiven Mann. Die Forscher betonen deshalb dezidiert, dass nicht nur die antiretrovirale Therapie allein, sondern auch regelmäßige HIV-Tests eine wichtige Maßnahme seien, um das Virus langfristig auszurotten.

Europa und die Welt

Myron Cohen vom amerikanischen UNBC Institute for Global Health and Infectious Diseases spricht deshalb im Zusammenhang mit der globalen Eindämmung von HIV auch von einer Test-Treat-Strategie. Nur in der Kombination von regelmäßigen Tests und dem Zugang zu Therapie für Menschen rund um den Globus könne das gelingen.

Und genau das ist auch der Knackpunkt. Derzeit sind laut Hilfsorganisation Unaids 36,9 Millionen Menschen mit HIV infiziert (Stand Juli 2018), aber nur 21,7 Millionen Menschen haben überhaupt Zugang zur ART. Um von einem endgültigen Sieg über HIV zu sprechen, müssten HIV-positive Menschen in den nichtindustrialisierten Ländern dieselben Möglichkeiten haben wie jene in Europa und den USA. Insofern ist die eben im Fachmagazin Lancet publizierte europäische Studie eine mahnende Erinnerung daran, eine globale Lösung zu suchen.

Kondome bleiben wichtig

Zudem warnen die Wissenschafter auch weiterhin vor ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Vor allem bei wechselnden Sexpartnern ist die Gefahr, sich mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten zu infizieren, extrem hoch. So sind die Infektionszahlen für Gonorrhoe (" Tripper"), Syphilis und HPV (Humane Papilloma-Viren) in den letzten Jahren vor allem in der westlichen Welt wieder stark gestiegen. Die HIV-Angst ist vielleicht gebannt, die Gefahr von Infektionen bleibt jedoch aufrecht. (Karin Pollack, 4.5.2019)