Von den Anfängen und vom Ende des Schaffens von Dmitrij Schostakowitsch erzählte das Konzert der Wiener Symphoniker unter der Leitung von Vladimir Fedosejev am Donnerstag im Musikverein. Neben dem Wechselspiel von karger Registrierung und vollem Werk ist da vor allem die Lust am Schabernack und an der Parodie eine Konstante: Sie blitzte sowohl in den sechs präsentierten Nummern der rekonstruierten Revuemusik Hypothetically Murdererd op. 31a (1931) auf als auch im Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester op. 35 (1933), aber auch in seiner letzten Symphonie (1972). In deren Kopfsatz ja sowieso: Hier werden im Kinderzimmer Schlachten geschlagen. Im Finalsatz lässt Schostakowitsch auf die wehmütig aufsteigende kleine Sext des Tristan-Motivs klassizistische Grazioso-Leichtigkeit folgen.

Rein und ruhevoll die Bläserchoräle der Symphoniker im zweiten Satz, intensiv das Cello-Solo von Christoph Stradner. Solide und robust präsentierte Lilya Zilberstein den Klavierpart des Opus 35, es fehlte der Funkenflug der extrovertierten Spielfreude. Da musizierte der Solo-Trompeter der Symphoniker, Andreas Gruber, sinnlicher und flexibler. Fedosejev leitete die musikalischen Geschicke entspannt und präzise; der 86-jährige Ex-Chefdirigent des Orchesters hätte die Dinge da und dort noch nachschärfen können, aber es war auch so okay. Ein gemütliches, trotzdem gewinnendes Erlebnis. (sten, 4.5.2019)