Positiver HiV-Test in einem Moskauer Spital.

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Das russische Gesundheitsministerium hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der es unter Strafe stellen soll, Falschinformationen über das Immunschwächesyndrom Aids und die Möglichkeiten, dieses zu behandeln, zu verbreiten. "Das Problem der Aids-Leugnung hat massive Ausmaße angenommen und stellt eine Gefahr für die Gesellschaft dar", ist in der Präambel zu lesen.

Zehntausende Russen posten in Onlineforen, in denen wissenschaftliche Erkenntnisse zu Aids geleugnet werden, berichtet der "Guardian". Immer wieder berichten Zeitungen über verstorbene "Aids-Dissidenten" oder Eltern, die ihren infizierten Kindern die Behandlung verweigern.

Im April erlagen zwei Aids-Leugnerinnen in Sibirien den Folgen der Infektion, eine Frau aus Irkutsk wurde verurteilt, weil sie sich geweigert hatte, ihrem vier Monate alten Kind den Zugang zu lebensrettenden Medikamenten zu ermöglichen, worauf dieses 2018 starb.

Die populäre Gruppe "HIV/Aids ist die größte Falschmeldung des 20. Jahrhunderts" auf dem russischen Facebook-Pendant V-Kontakte hat über 16.000 Mitglieder, die Filme wie "House of Numbers: Anatomy of an Epidemic" (deutscher Titel: "Das Kartenhaus") des Aids-Leugners Brent Leung teilen. Das Machwerk wurde 2013 auch im ORF ausgestrahlt.

100.000 Neuinfektionen 2018

Etwa 1,2 Millionen russische Staatsbürger sind HIV-positiv, im Jahr 2018 kamen offiziellen Schätzungen zufolge 100.000 neue Infektionen hinzu. Nur ein Drittel der Infizierten erhält eine antiretrovirale Therapie, die die Virusreplikation hemmt und die Wahrscheinlichkeit der Übertragung des HI-Virus von der Mutter auf ihr neugeborenes Kind senkt. Bis 2020 strebt die Regierung an, dies auf 90 Prozent zu erhöhen. (bed, 3.5.2019)