Der Taxidienst Uber steuert endgültig die New Yorker Börse an. Damit steht einer der größten Technologie-Börsengänge unmittelbar bevor, einer der Höhepunkte in einem möglichen Rekordjahr, was Neueinführungen an der Wall Street betrifft. Experten gehen davon aus, dass das Gesamtvolumen an Börsengängen heuer die Marke von 100 Milliarden Dollar übertreffen könnte – und damit auch die Rekordjahre 1999 und 2000 vom Höhepunkt der Technologieblase der späten 1990er-Jahre.

Neun Milliarden Dollar will der Börsenneuling Uber dazu beisteuern, sollten die Aktien am oberen Ende der Angebotsspanne von 44 bis 50 Dollar zugeteilt werden. Insgesamt würde der Fahrdienstvermittler mit rund 91 Milliarden Dollar bewertet werden.

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Taxidienst Uber will in der nächsten Woche an der Wall Street vorfahren – allerdings mit roten Zahlen in den Büchern.
Foto: AP / Seth Wenig

Nach zwei Tagen Roadshow waren die offerierten 180 Millionen Aktien, das sind knapp zehn Prozent des Gesamtkapitals, bereits überzeichnet. Allerdings lagen die Gebote der Investoren bisher eher am unteren Ende des Preisbands, sodass der Börsengang laut Bloomberg statt der erhofften neun derzeit nur rund 7,9 Milliarden Dollar einspielen würde. Das kann sich bis zur Festsetzung des Ausgabepreises am 9. Mai allerdings noch ändern.

Generell gilt eine mehrfache Überzeichnung der angebotenen Papiere als Voraussetzung, um im Börsenhandel gut aus den Startlöchern zu kommen. Zumal Investoren Börseneinführungen aus dem Technologiebereich mit einer gewissen Skepsis betrachteten, wie es etwa Ubers kleinerer US-Rivale Lyft bei seinem Ende März erfolgten Debüt an der New Yorker Börse zu spüren bekam.

Star für einen Tag

Am ersten Handelstag hob die Aktie geradezu ab, bevor danach eine kollektive Ernüchterung einsetzte. Rund einen Monat nach der Erstnotiz liegt das Papier fast ein Fünftel unter dem Ausgabepreis. Der langfristige Geschäftserfolg steht bei Lyft ebenso in den Sternen wie bei Uber, das noch Milliardenverluste ausweist.

Generell zeigt eine Erhebung von Jay Ritter von der University of Florida, dass Unternehmen, deren Aktienkurs am ersten Tag durch die Decke geht, in den folgenden drei Jahren zumeist eine unterdurchschnittliche Entwicklung auf das Börsenparkett legen. Als Beispiel dafür darf das Debüt von Snap aus dem Jahr 2017 herhalten: Ebenfalls nach einem eintägigen Strohfeuer zu Handelsstart geriet der Betreiber des Foto-Messaging-Dienstes Snapchat in weiterer Folge stark unter Druck und notierte zum bisherigen Kurstief gegen Ende des Vorjahres um 70 Prozent unter dem Ausgabepreis. Heuer konnte die Aktie zumindest die Hälfte der Verluste wieder wettmachen – ein schwacher Trost für Aktionäre, die beim Börsengang eingestiegen sind.

Holprig und schwankungsfreudig war der bisherige Kursverlauf auch bei dem Streamingdienst Spotify. Dieser wurde vor gut einem Jahr an der Börse eingeführt und konnte die anfänglichen Kursgewinne sogar deutlich ausbauen, bevor auch diese Aktie zeitweise deutlich in die Verlustzone abglitt.

Sehr stark entwickelten sich im April hingegen die Fotoplattform Pinterest und der Videodienst Zoom, die Mitte des Monats zeitgleich an der Börse debütierten. Dabei wurde Pinterest, das gegenüber dem Emissionspreis bisher mehr als 60 Prozent gewann, von dem eher wenig bekannten Videodienst aus dem kalifornischen San José übertroffen: Die Zoom-Aktie verdoppelte den Wert.

Hypothek für Uber

Wahrscheinlich, weil sich das Unternehmen von vielen anderen Start-ups durch ein wesentliches Detail abhebt: Es schreibt bereits schwarze Zahlen. Damit setzten die Investoren ein Signal, nämlich dass ihnen Gewinne wichtig sind. Womöglich eine Hypothek für das tiefrote Unternehmen Uber, das sich ab Freitag nächster Woche an der Börse bewähren muss. (Alexander Hahn, 2.5.2019)