Österreich wird für seine filmischen Grenzgänger bewundert. Mit dem Experimentalfilm wurde in diesem Land noch vor Cannes-Palmen und Oscars Filmgeschichte geschrieben.

Dazu trägt maßgeblich die im Bundeskanzleramt (BKA) beheimatete "kleine" Filmförderung bei. Sie unterliegt dem Kunstfördergesetz und dient der Unterstützung "innovativer Projekte im Bereich des Spiel-, Dokumentar-, Animations- und Experimentalfilms" – also jenes Schaffens, das jenseits der großen Spielfilme floriert. BKA-geförderte Filme finden sich weltweit auf Festivals und in Museen.

Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) scheint das alles wenig zu kümmern. Das zeigt zumindest die Neubestellung des Filmbeirats im Kanzleramt. Oliver Auspitz ist Produzent von TV-Serien, Alexander Glehr von Spielfilmen, Hannes Fretzer ein Schauspieler, der auf seiner Homepage Festivalauftritte herbeifantasiert, die nicht belegt sind.

Mutwillig Strukturen beschädigen

Die bizarre Personalpolitik hat die Szene aufgerüttelt. Tatsächlich erweckt sie den Eindruck, dass man mutwillig Strukturen beschädigen will. Statt auf Expertise und einschlägige Erfahrung zu setzen, beruft man Personen mit Wirtschaftsaffinität, die mit ihrer Kernaufgabe, vorsichtig gesagt, überfordert sein dürften.

Sollte eine Ökonomisierung dieses Bereichs das Ziel sein, dann ergäbe das erst recht keinen Sinn. Wer will schon TV-Serien von Avantgardekünstlern sehen? Die Einrichtung ist dazu da, arrivierten Künstlern und dem Nachwuchs eine ungestörte Arbeitsgrundlage zu bieten. Wenn man eine Kulturpolitik verficht, die Unbedarftheit belohnt, scheinen solche Differenzierungen obsolet.

Die geschlechterpolitische Ignoranz passt in dieses Bild: eine einzige Frau im Filmbeirat. Und beim Festivalbeirat, mit Serge Falck und Peter Hofbauer offenbar politisch opportun ergänzt, heißt es überhaupt: "male only". (Dominik Kamalzadeh, 3.5.2019)