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Anfang der kommenden Woche wird die betroffene Lehrkraft von der Bildungsdirektion einvernommen. Vorerst ist der Lehrer aus dem Unterricht abgezogen. Der betroffene Schüler wurde suspendiert. Weitere Konsequenzen könnte es für diesen und weitere Schüler nach einer Disziplinarkonferenz geben.

Foto: Andy Ridder / Visum / picturedesk.com

Wien – Nach der Aufregung um einen Lehrer, der in einer Wiener HTL einen Schüler bei Handgreiflichkeiten auch bespuckt hat, kommen immer mehr Details ans Tageslicht. So soll der Lehrer zuvor offenbar über einen längeren Zeitraum von Schülern aggressiv provoziert worden sein. Weder die Tat des Lehrers, noch das Verhalten von Schülern gegenüber der Lehrkraft sei zu akzeptieren, heißt es von Bildungsdirektor Heinrich Himmer auf STANDARD-Anfrage am Samstag. "Hier muss – und hier wird es Konsequenzen geben."

Der Lehrer, der pädagogisch nicht ausgebildet wurde und als Quereinsteiger in die Wiener Schule wechselte, wurde nicht suspendiert, sondern vom Schuldirektor zunächst "aus dem Unterricht abgezogen".

Anfang der kommenden Woche wird die betroffene Lehrkraft von der Bildungsdirektion einvernommen. Die Behörde behalte sich aber "selbstverständlich weitere dienstrechtliche Konsequenzen vor". Disziplinarische Maßnahmen sind unter anderem eine Geldstrafe, eine Verwarnung oder eine Suspendierung. Unabhängig davon hat die Schule entschieden, dass der Lehrer nicht mehr alleine in einer Klasse unterrichten kann. Der Vertrag soll nach Auslaufen des Schuljahrs nicht mehr verlängert werden.

Konsequenzen auch für Schüler

Parallel dazu findet zeitnah in der HTL auch eine Disziplinarkonferenz statt, bei der alle involvierten Schüler vorgeladen und die Geschehnisse minutiös aufgearbeitet werden sollen. Der Schüler, der im verbreiteten Video handgreiflich wurde und den Lehrer gegen die Tafel gestoßen hat, ist laut Bildungsdirektion vorläufig suspendiert worden.

Weitere Konsequenzen könnte es laut der Behörde aber nicht nur für jene Schüler geben, die direkt in die Vorfälle involviert waren, sondern auch für jene, "die die Situation zusätzlich angestachelt haben und das Geschehen mitgefilmt haben".

Weitere Videos der HTL aufgetaucht

Mittlerweile wurden auf sozialen Medien weitere Videos der HTL verbreitet. Darauf zu sehen: weitere Handgreiflichkeiten gegenüber dem Lehrer sowie respektloses Verhalten im Unterricht. Ein Schüler drehte sich etwa eine Zigarette am Schulpult und zündete sich diese direkt neben dem Lehrer in der Klasse an. Ein weiterer Schüler pfeift nur Zentimeter vom Ohr des Lehrers entfernt in eine Trillerpfeife, zudem wird die Lehrkraft von Papierkugeln getroffen. DER STANDARD sieht von der Weiterverbreitung dieser Videos ab.

Zudem gibt es weitere Gerüchte: So soll der Lehrer einige Schüler auch rassistisch beschimpft haben. Das sagte jedenfalls der Schuldirektor der HTL zur "Krone". Die Bildungsdirektion hat von diesen Anschuldigungen erfahren, will diese aber nicht bewerten. Zunächst werde man die Ergebnisse der Einvernahme des Lehrers und der Disziplinarkonferenz mit den Schülern abwarten.

Die Bildungsdirektion verwehre sich aber nach den Vorfällen in Ottakring gegen ein "allgemeines Lehrer- oder Schülerbashing", wie Bildungsdirektor Himmer sagte. Lehrer würden tagtäglich hervorragende Arbeit leisten. "Sie haben es nicht verdient, wegen eines solchen Vorfalls pauschal diskreditiert zu werden."

Umgekehrt sei es "absolut unanständig, unsere Schüler pauschal zu Gewalttätern zu stilisieren oder gar rassistisch zu beleidigen". Schüler und Lehrer zu schützen heiße aber auch, "bei Fehlverhalten hart durchzugreifen".

Videos auf Facebook-Seite gesammelt

Auf Facebook wurde am Freitag eine Seite erstellt, die den "Rücktritt der Direktion der HTL Ottakring" fordert. In weiteren veröffentlichten Videos ist hier auch zu sehen, wie der betroffene Lehrer von Schülern bedrängt, ausgelacht und systematisch gemobbt wird. Bis Sonntag, 14.00 Uhr, hatte die Seite bereits mehr als 10.000 Likes.

FPÖ fordert "Erziehungscamps" für Problemschüler

Die Wiener FPÖ wiederholte am Samstag ihre Forderung nach "Erziehungscamps" für "gewalttätige Problemschüler". Diese sollen auf diese Weise resozialisiert werden. Für die Neos dürfe das Lehrpersonal "nicht im Regen stehen gelassen werden". Die Pinken fordern Sozialarbeiter an jeder Schule. Die ÖVP verlangt einen "flächendeckenden und verpflichtenden Anti-Gewalt-Präventionsunterricht" an den Schulen in Wien – "analog zur Verkehrserziehung". (David Krutzler, 4.5.2019)