Ein gelassenes Verhältnis zu seinem Körper zu haben ist schwierig geworden – insbesondere wenn es um das Gewicht geht. Schuld daran ist auch der widersprüchliche und oft verlogene Diskurs um das richtige Körpergewicht. Zum ganzen Schönheitswahn kommt nun immer öfter ein weiteres Totschlagargument dazu: Es gehe ja gar nicht um Ästhetik, sondern um Gesundheit. Dicksein ist ungesund. Fertig.

Doch genau bei dem Wort "dick" fängt die Konfusion schon an. Junge Mädchen schimpfen ihre Oberschenkel als "fett", wir werden überall mit einem Körperideal bombardiert, das extrem dünn und oft alles andere als gesund ist. Trotzdem kriecht es als Inbegriff von Aktivität, Attraktivität und Sexyness in unser Bewusstsein.

Zweifelhafte Größen

Vielen Frauen ist bewusst, wie falsch dieses Bild ist. Wir wissen, dass Körper abseits dieser Bilder noch lange nicht dick sind. Wir wissen auch, dass der Body-Mass-Index eine zweifelhafte Größe ist, ebenso Konfektionsgrößen. Und eine Analyse bestätigte, dass ein Körpergewicht, das vielen als "dick" erscheint, zu mehr Gesundheit führt als die angebliche Idealfigur.

Doch all dieses rationale Wissen hilft den Frauen wenig. Denn für die Kleidungs- und Nahrungsmittelindustrie und ein Meer aus Frauenzeitschriften bringt der Körper nur als ständige Baustelle etwas ein. Sie werden alles daransetzen zu verhindern, dass sich Selbstzufriedenheit in Größe 44 breitmacht. Sie werden die Illusion verbreiten, dass sich alles zum Besseren wendet, wenn man nur seine drei bis fünf Kilo "zu viel" abrackert. Dagegen kann man wenig tun. Doch zumindest eines soll nicht behauptet werden: dass dieser Schlankheitswahn Frauen gesünder macht. (Beate Hausbichler, 6.5.2019)