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Die berühmten roten Schuhe aus "Der Zauberer von Oz" wurden mit Kickstarter-Hilfe restauriert.

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Auch Kartoffelsalat wurde bereits über Kickstarter finanziert.

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Perry Chen gründete Kickstarter, 2009 ging die Plattform online.

Crowdfunding ist heutzutage ein etablierter Begriff, Perry Chen betrat 2001 mit seiner Idee dazu jedoch Neuland. Heuer feiert die von ihm mitgegründete Plattform Kickstarter ihr zehnjähriges Jubiläum. 16 Millionen Personen haben in diesem Zeitraum 160.000 Projekte mit 4,25 Milliarden US-Dollar finanziert.

Musik als Antreiber

Dieser Erfolg war anfangs wie so oft nicht absehbar, berichtet der "Guardian". Chen arbeitete 2001 als Musiker und wollte für ein Konzert DJs verpflichten. Diese sagten zu, aber das Konzert kam nicht zustande. Dafür hatte er eine Idee: Was wäre, wenn besuchwillige Leute im Vorhinein ihre Unterstützung zusagen könnten? Wenn genügend Leute zusagen, wird ihr Geld abgebucht und das Konzert veranstaltet. Wenn nicht, bekommen sie ihr Geld zurück.

2005 traf Chen in New York mit Musikjournalist Yances Strickler und Designer beziehungsweise DJ Charles Adler zwei gleichgesinnte Leute. Im April 2009 ging die Website online. Es folgten erste lose Anfragen, ehe nach ein paar Wochen Allison Weiss via Kickstarter ihr erstes Studioalbum "…was right along" finanzieren wollte: Acht Lieder für 2.000 US-Dollar.

Binnen 24 Stunden war die Summe aufgetrieben. Es war nicht nur der Startschuss für die Karriere der Sängerin, sondern auch für die Crowdfunding-Plattform, die seither zahlreiche weitere Projekte ins Laufen brachte.

Von Musik zu Games

Fünf Prozent der Gesamtsumme, also rund 212 Millionen US-Dollar (abzüglich Rechnungen und laufenden Kosten), verdienten die Plattformgründer daran, die aber stets den guten Zweck dahinter betonen. So habe man sich gegen Steuerschlupflöcher entschieden und dazu verpflichtet, fünf Prozent des Gewinns nach Steuern an Charity-Projekte zu spenden. Chen denkt gerne an die Anfänge zurück: "Auch Mozart hat damals Leute auf der Straße um Geld angebettelt", sagt er.

Die unterstützten Projekte haben sich über die Jahre geändert. Früher standen vermehrt Künstlerprojekte im Fokus, mittlerweile geht ein Viertel der investierten Geldsummen auf die Rubrik Games zurück. 2015 wurden allein acht Millionen US-Dollar für das Kartenspiel "Exploding kittens" lukriert. Die Smartwatch Pebble brachte 20 Millionen US-Dollar.

Skurrile Anträge dürfen freilich nicht fehlen: Ein Mann wollte 10 US-Dollar Unterstützung, um seinen ersten selbstgemachten Kartoffelsalat zu machen. Es wurden 55.000 US-Dollar – und als Dank eine Charity-Party.

Im Mai 2016 wurden dank Kickstarter Werbeplakate in Londoner U-Bahnstationen gegen Katzenbilder ausgetauscht.

Neue Besetzung

Auch die personelle Besetzung des Unternehmens wandelte sich. Die Mitgründer Strickler und Adler haben Kickstarter mittlerweile verlassen. Der frühere CEO Chen ist nun Vorstandsvorsitzender und zeigt Verständnis: "Es ist wie in einem Iglu in der Antarktis. Zurück in der Zivilisation möchtest du nicht den Rest deines Lebens mit denselben Leuten verbringen".

Kickstarter gibt es mittlerweile in 22 Ländern und hat bereits Emmy-, Oscar- und Buch-Bestseller hervorgebracht. Chens Lieblingsprojekte waren aber immer jene, bei denen man sich im Nachhinein dachte: "Ohne uns wäre das nie gegangen".

2016 startete ein US-Museenbetreiber eine Kickstarter-Kampagne, um ein Paar rote Schuhe restaurieren zu können. Judy Garland hatte die Schuhe im berühmten Hollywood-Film "Der Zauberer von Oz" getragen. Die Aktion war erfolgreich. 6.451 Personen spendeten gesamt 349.026 britische Pfund. (red, 29.6.2019)