Die Neuseeländerin Aldous Harding veröffentlicht mit Designer ihr drittes Album. Folk Musik, die man sich erarbeiten muss.

Foto: 4AD

Aldous Harding – Designer

Aldous Harding ist relativ neu im Folk. Die Neuseeländerin hat eben ihr drittes Album veröffentlicht, das ihren Ruf als feingeistige, etwas verschlosse Figur pflegt. Designer heißt das Werk, ist auf dem britischen Label 4AD erschienen und von John Parish produziert worden. Das sind ein paar vertrauenswürdige Hinweise. Hinzu kommt der Song The Barrel, der so etwas wie der Hit des Albums ist und für den Harding sich ein sehr einnehmendes Video hat einfallen lassen, das David-Bowie- und Byrne-Momente besitzt. Ansonsten verlangt die Platte Aufmerksamkeitsarbeit, für nebenbei ist das nichts.

Aldous Harding mit ihrem wunderbaren Video zu ihrem wunderbaren Song The Barrel.
4AD

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Viagra Boys – Street Worms

Unter dem bereits eine gewisse Härte versprechenden Namen Viagra Boys haben junge Schwedenjungs im Vorjahr ihr Album Street Worms veröffentlicht, das nun weltweit erhältlich ist. Von einer keine Gefangenen machenden Rhythmusabteilung angetrieben, geben die V-Boys ironisch gebrochene Machos. Das Ergebnis kommt musikalisch im Post Punk und im Dance Rock zu stehen, ist also das Gegenteil von verträumten Schuhspitzenschauern, da hält allein schon die Saxofontröte dagegen: geile Sache. Wer The Fall vermisst und sich die Sleaford Mods als Gitarrenrockband vorstellen kann, das hier ist eure Band.

Sports – Sport, wie ihn die Viagra Boys deuten.
viagra boys

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Simon Bonney – Past Present Future

Simon Bonney hat es nie geschafft. Zwar hatte der Australier als Sänger von Crime and the City Solution in der Nachbarschaft des Nick Cave beste Karten, es ist sich aber aus Gründen nicht ausgegangen. Nach langen Jahren im Privatleben und in den USA hat er 2013 Crime für ein Album mit einer All-Star-Mannschaft (Alex Hacke, David Eugene Edwards ...) wiederbelebt, jetzt veröffentlicht Mute alte und neue Soloarbeiten auf dem Album Past Present Future. In den USA tourt er mit Fan und Förderer Mark Lanegan, mit dem teilt er sich die Zielgruppe. Dunkle Balladen, Sehnsucht, Romantik – all der herrliche Einsame-Wölfe-Scheiß. Unter anderem covert Bonney den vor kurzem erst gestorbenen Scott Walker – künstlerisch natürlich ein Geistesverwandter und ein guter Anlass, den Mann zu entdecken, der einst ausgerechnet in Wien trocken werden wollte.

Simon Bonney covert ein Lied des ihm geistesverwandten Scott Walker – Duchess.
Mute

(Karl Fluch, 7.5.2019)