Bild nicht mehr verfügbar.

Im Vorfeld der Google I/O sind Neuigkeiten über Chrome entwischt.

Foto: Mark Lennihan / AP

Das webseitenübergreifende Tracking einzelner Nutzer ist zuletzt immer stärker unter Kritik genommen. Viele Nutzer sehen darin einen unzulässigen Eingriff in ihre Privatsphäre. Tools wie Tracker Blocker erfreuen sich entsprechend reger Beliebtheit und auch diverse Browserhersteller gehen zunehmend gegen entsprechende Methoden vor. Nun soll sich ein Unternehmen in diese Riege einreihen, von dem man das zumindest auf den ersten Blick nicht erwartet hätte.

Blocking

Google will offenbar die Tracking-Möglichkeiten in seinem Browser Chrome stark einschränken. Dies berichtet das Wall Street Journal in Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen. Bereits am Dienstagabend könnte es im Rahmen der Keynote zur Google I/O zu einer entsprechenden Ankündigung kommen.

In Hinblick auf konkrete Details ist der Bericht allerdings noch recht dürftig. Google soll demnach neue Regeln für die Nutzung von Third-Party-Cookies definieren, deren Nutzung könnte also deutlich eingeschränkt oder ganz blockiert werden. Die Möglichkeiten des Webseitenbetreibers selbst, eigene Cookies zu setzen, soll hingegen nicht eingeschränkt werden – dies ist schließlich auch für viele Funktionen vonnöten.

Dashboard

Zudem soll den Nutzern mehr Kontrolle an die Hand gegeben werden, welche Cookies was dürfen. In diesem Zusammenhang ist von einem neuen Dashboard die Rede, das als fixer Bestandteil von Chrome einen Überblick – und Handlungsmöglichkeiten – bieten soll.

Google könnte profitieren

Ein entsprechender Schritt von Google könnte massive Auswirkungen auf die Werbeindustrie haben. Immerhin setzen große Werbenetzwerk bisher stark auf ebensolche Third-Party-Cookies, um Nutzer seitenübergreifend zu identifizieren, und so Profile über sie zu erstellen. Da mittlerweile zwei von drei Internetnutzern Chrome verwenden, hätte dies nachhaltige Konsequenzen für alle Online-Werber – darunter auch Google selbst.

Doch genau hier könnte auch ein Problem dieser neuen Privacy-Initiative liegen. Denn so erfreulich solche Maßnahmen prinzipiell für die Nutzer sind, so gibt es auch eine andere Perspektive. Nämlich jene, dass Google sehr viele einzelne Dienste betreibt, über die man auch weiterhin umfassende Daten über die Nutzer sammeln kann. Diese Möglichkeit steht vielen anderen Werbenetzwerken nicht zur Verfügung. Insofern könnte sich diese neue Privacy-Initiative für Google auch durchaus finanziell rechnen. Abzuwarten bleibt, wie die Industrie darauf reagiert. War doch aus diesen Reihen selbst bei jenem sehr minimalen Werbeblocker, der mit Chrome mitgeliefert wird, schon der Vorwurf der Ausnutzung einer monopolartigen Markmacht zu hören.

Druck

Gleichzeitig befindet sich Google in einer schwierigen Situation. Ist der Druck gegen die Auswüchse des Trackings im Internet vorzugehen, zuletzt doch deutlich gestiegen. Browser wie Apples Safari oder auch Firefox und Brave gehen immer schärfer gegen aggressive Werbemethoden vor – das bringt natürlich auch die Chrome-Entwickler unter Zugzwang.

Laut dem Bericht hat Google am betreffenden Projekt bereits seit sechs Jahren gearbeitet – manchmal mehr, manchmal weniger. Der Skandal rund um Facebook und Cambridge Analytica hat dann aber eine generelle Privatsphärendiskussion ausgelöst, die den Entwicklungsprozess bei Google stark beschleunigt hat – so das Wall Street Journal. (Andreas Proschofsky, 7.5.2019)