Massive Vorwürfe gegen den "Mortal Kombat"-Entwickler Netherrealm Studios.

Foto: Mortal Kombat 11

Bei der Entwicklung von Mortal Kombat 11 sollen horrende Arbeitsbedingungen vorgeherrscht haben. Variety.com berichtet von massiven Überstunden, Unterbezahlung von freien Mitarbeitern und Sexismus sowie Mobbing am Arbeitsplatz bei der US-Spieleschmiede Netherrealm Studios. Auf das Studio in Chicago gehen Games wie Mortal Kombat und Injustice zurück. Das Unternehmen ist Teil des Medienkonzerns Time Warner.

In dem Bericht ist die Rede von 60- bis 70-Stunden-Wochen, die mehrere Monate lang andauerten. Andere ehemalige Mitarbeiter berichten gar von 100-Stunden-Wochen, die schon vor Mortal Kombat 11 immer wieder bei dem Studio vorkamen. Q&A-Analystin Rebecca Rothschild berichtet gegenüber dem Medium, dass sie Netherrealm Studios ausgebrannt verließ und vorerst nicht mehr in der Gaming-Industrie arbeiten wollte. Sie erzählt auch, dass sie von ihren Kollegen "grausliche Spitznamen" erhalten hatte.

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Entwicklerinnen wurden "Schlampen" genannt

So wurden weibliche Entwickler "Schlampen" genannt und ein transsexueller Mitarbeiter nur mehr "Morph" betitelt. Diese Beschimpfungen sollen Standard bei Netherrealm Studios und kein Einzelfall gewesen sein. Auch bei der Bezahlung wurden weibliche Mitarbeiter offenbar massiv ausgenutzt. Rothschild berichtet etwa davon, dass viele Frauen einen deutlich schlechteren Vertrag erhielten, weil ihnen gesagt wurde, dass es einfach nicht anders geht. Männer in der gleichen Position wurden hingegen mit besseren Verträgen ausgestattet. Auch von internen Ausschreibungen nur für Männer ist die Rede.

Die Erfahrung der Frau wird auch von einer weiteren Quelle bestätigt. Allerdings weisen auch beide daraufhin, dass es trotz der widrigen Umstände auch gute Erfahrungen zu berichten gibt. "Ich hatte einen tollen Vorgesetzten, unglaublich talentierte Mitarbeiter und die Möglichkeit an tollen Spielen zu arbeiten", sagt Rothschild. Beschwerden über die schlechten Umstände und Beleidigungen wurden von der HR-Abteilung und höhergestellten Mitarbeitern aber offenbar trotzdem nicht ernstgenommen.

Freie Mitarbeiter "Menschen zweiter Klasse"

Die widrigen Arbeitsbedingungen werden auch von Männern bestätigt. Freie Mitarbeiter wurden deutlich schlechter behandelt und ihnen wurde nahegelegt, dass sie doch mehr als 40 Stunden arbeiten sollen, damit sie eine Vollanstellung bekommen. "Wir wurden wie Menschen zweiter Klasse behandelt", schildert ein Entwickler, der an Injustice und Mortal Kombat X gearbeitet hat. Freie Mitarbeiter erhielten nicht einmal eine kostenlose Kopie des Spiels und wurden zu bestimmten Events nur dann eingeladen, wenn nicht genug Fixangestellte dabei waren.

Ein weiterer Entwickler berichtet davon, dass ihn die Arbeit bei dem Studio fast umgebracht hätte. "Ich habe monatelang nicht mehr als vier Stunden geschlafen. Von Jänner bis April 2011 hab ich mehr als die Hälfte der Zeit im Büro verbracht. In den vergangenen drei Jahren habe ich eine Gehaltserhöhung von einem Prozent bekommen und es wurde uns immer wieder eingetrichtert, dass wir uns dem 'Crunch' widmen müssen", twitterte der Entwickler, der an Mortal Kombat 9 beteiligt war.

Ein firmenübergreifendes Problem

"Crunch" ist ein großes Problem in der Games-Branche. Dabei handelt es sich um horrende Arbeitszeiten bei schlechter Bezahlung, die 40 Stunden weit überschreiten. Zuletzt stand etwa Rockstar Games in der Kritik, da Berichte öffentlich machten, dass bei dem Prestige-Studio massive Überstunden zum Standard gehören. In den USA, wo eine Vielzahl der Games-Schmieden vorzufinden sind, gibt es deswegen längere Bemühungen, eine Gewerkschaft für die Spielebranche zu schaffen. Diese Versuche waren aber bislang erfolglos. (red, 7.5.2019)