Budapest – Die Kulturpolitiker des ungarischen rechtsnationalen Premiers Viktor Orban wollen das renommierte Budapester Petöfi-Literaturmuseum zum nationalen literarischen Kraftzentrum machen. Das berichtete das Internetportal "hvg.hu" am heutigen Dienstag unter Berufung auf eine in seinen Besitz gelangte geheime Vorlage des Ministeriums für Humanressourcen (EMMI).

Mittels des verdoppelten Budgets sollen im kommenden Jahr rund sechs Milliarden Forint (18,55 Millionen Euro) Steuergelder für die Zentralisierung der Kultur ausgegeben werden. Nach der durch Emmi-Minister Miklos Kasler unterzeichneten Vorlage soll das Museum politisieren und nicht länger "Klub der Eliten" sein.

Rücktritt nach Angriffen

Anstelle von Autorenzentriertheit soll es die Aufgabe eines Leser- und Besucherzentrums erfüllen und auch zum Zentrum der mitteleuropäischen Kultur werden. Zum Konzept gehört weiter die Ausbildung von "verantwortungsvollen Journalisten, die sich die nationalen Interessen vor Augen halten", sowie die Pflicht von Auftritten geförderter Autoren im Museum.

Der ehemalige Direktor des Petöfi-Literaturmuseums, Gergely Pröhle, trat im Oktober 2018 nach massiven Angriffen der Regierungsmedien zurück. Diese warfen dem Direktor vor, die vermeintliche Hegemonie links-liberaler Kreise in Literatur und Kultur nicht zu stoppen. Diese Angriffe fügten sich ein in eine breite Kampagne des "Kulturkampfes" von Orban-Anhängern, die das Kulturleben von links-liberalen Elementen säubern und auf einen christlichen Kurs bringen wollen. (APA, 7.5.2019)