Genf – Weltweit verbringen Frauen jeden Tag länger mit unbezahlter Arbeit als Männer. Das geht aus einer am Montag in Genf vorgestellten Studie der Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und der Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in 41 Ländern – darunter die 28 EU-Staaten – hervor. Im Durchschnitt sind es bei Frauen 266 Minuten, bei Männern 108 Minuten.

Zu "unbezahlter Arbeit" gehören etwa der Haushalt, Pflegen von Angehörige sowie Vereins- und Wohltätigkeitsarbeit. Wenn dazu noch der die Stunden im bezahlten Job gerechnet werden, sind Frauen noch deutlich stärker belastet: Sie arbeiten im Schnitt 55 Stunden pro Woche, Männer 49.

16,4 Milliarden Stunden unbezahlt

Weltweit werden nach ILO-Angaben 16,4 Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit pro Tag geleistet, drei Viertel davon von Frauen. Innerhalb der EU verbringen Frauen in Finnland am wenigsten Zeit damit: im Schnitt 211 Minuten am Tag. In Litauen sind es dagegen 308 Minuten. Konkrete Zahlen zu Österreich werden dazu nicht erwähnt.

Die Studie umfasst 1,2 Milliarden Arbeitende in den 28 EU-Länder sowie China, Südkorea, die Türkei, die USA und einige mittel- und südamerikanische Staaten. Daten zu einzelnen Staaten – vor allem aus der EU – gibt es nur vereinzelnd. Die StudienautorInnen betonten den internationalen Vergleichscharakter der Untersuchung.

Beschäftigte haben es in der Europäischen Union besser als KollegInnen in vielen anderen Ländern, wie aus der Studie weiter hervorgeht: 15 Prozent arbeiten in der EU im Durchschnitt pro Woche mehr als 48 Stunden. In den USA sind es 19 Prozent, in vielen Regionen Chinas 41 Prozent und in der Türkei sogar 57 Prozent.

Während in der EU und in den USA rund drei Viertel der Beschäftigten sagen, sie lernten neue Fähigkeiten, sind es in der Türkei 57 Prozent und in Südkorea nur 30 Prozent. Rund ein Drittel aller Befragten arbeitet nach eigenen Angaben in Jobs ohne Perspektive für eine Karriere. Etwa ein Drittel hat Angst, die Arbeit zu verlieren. Das betrifft vor allem Beschäftigte in Teilzeit und mit befristeten Verträgen, wie ILO-Projektleiterin Manuela Tomei sagte.

Länger arbeiten durch Telearbeit

Telearbeit, also Arbeit außerhalb der Büros des Arbeitgebers, ist vor allem in Dänemark (37 Prozent), Schweden (33 Prozent) und den Niederlanden (30 Prozent) verbreitet. Österreich liegt mit zwischen 20 und 30 Prozent im mittleren Drittel der ILO-Statistik, neben Großbritannien, Frankreich, Luxemburg, Estland, Finnland, Belgien, Irland, Malta, Slowenien und Kroatien. Telearbeit habe Vor- und Nachteile, so die ILO: Beschäftigte sparten zwar den Arbeitsweg und könnten die Arbeit flexibler organisieren. Aber viele Menschen arbeiteten dadurch länger, und die Abgrenzung von Arbeit und Freizeit werde verwischt.

Leicht über den EU-Durchschnitt liegt Österreich im Zugang zu von ArbeitgeberInnen angebotenen Schulungen in den Ländern. Rund 45 Prozent haben hierzulande ein solches Training auch absolviert, während nur rund 5 Prozent eine Schulung verweigert wurden, obwohl sie angefragt hatten. Ebenfalls im Durchschnitt befindet sich Österreich bei Anzahl der bezahlten Stunden in der Woche: Männer kommen dabei auf rund 40 Prozent, Frauen liegen knapp darunter. (APA, 7.5.2019)