St. Pölten – Das Landestheater Niederösterreich eröffnet die Spielzeit 2019/20 mit Friedrich Schillers "Der Parasit", weiters auf die Bühne in St. Pölten gebracht werden u. a. William Shakespeares "Hamlet" und "Figaros Hochzeit (Aber nicht die Oper!)". Gastspiele und Lesungen runden das am Dienstag präsentierte Programm ab. Die laufende Saison 2018/19 wird erneut einen Besucherrekord bringen.

Das Landestheater Niederösterreich will sich sowohl national als auch international noch stärker mit anderen Theatern und Institutionen verbinden und vernetzen, etwa in Form von Kooperationen und Koproduktionen, betonte die künstlerische Leiterin Marie Rötzer. Ziel sei es, die "Theaterlandschaft jenseits der Metropolen zu stärken". Ausgebaut werden soll auch das Programm für Kinder und Jugendliche.

Rötzers vierte Saison

Zu Beginn der vierten Spielzeit von Marie Rötzer inszeniert der junge Schweizer Regisseur Fabian Alder "Der Parasit" von Friedrich Schiller als Koproduktion des Landestheaters Niederösterreich und des Stadttheaters Klagenfurt. Die Komödie feiert am 12. September Premiere. Am Theater wolle man kulturelle Vielfalt und Weltoffenheit abbilden und den "heutigen Populisten entgegentreten", sagte Rötzer: "Wir wollen gegen diese Spaltung in der Gesellschaft kämpfen."

Ab 27. September ist Shakespeares "Hamlet" in Regie des jungen Briten Rikki Henry zu sehen. Die Spanierin Alia Luque inszeniert mit "Italienische Nacht" von Ödön von Horvath einen hochpolitischen Theaterstoff (ab 30. November). Am 30. Jänner 2020 steht mit "Figaros Hochzeit (Aber nicht die Oper!) – Die Geschichte eines revolutionären Friseurs" nach Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo Da Ponte eine Uraufführung auf dem Programm. Regisseur Philipp Moschitz wird sich dabei samt dem Schauspiel-Ensemble mit "viel Humor und Slapstick" auf eine musikalisch-theatralische Entdeckungsreise in die unbekannten Regionen des Mozart'schen Kosmos begeben, hieß es. Am 14. März feiern die "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" nach Thomas Mann in der Inszenierung von Felix Hafner Premiere.

Dramatikerinnenstipendium

Als "Wiederentdeckung" kommt am 20. März das 1917 entstandene Stück "Christoph Kolumbus" des kroatischen Dramatikers Miroslav Krleza zur deutschsprachigen Erstaufführung. Die Neuinszenierung des kroatischen Regisseurs Rene Medvesek ist eine Koproduktion mit den Vereinigten Bühnen Bozen. Am 8. Mai 2020 wird das Gewinnerstück des Peter-Turrini-DramatikerInnenstipendiums des Landes Niederösterreich uraufgeführt, das am 8. Juni 2019 beim Stücke-Fest gekürt wird.

Eine weitere Uraufführung bietet das Bürgertheater mit "Eine Stadt sucht ihr Theater. Eine Recherchereise zu den Ursprüngen des St. Pöltner Theaters" ab 16. Mai. Als "generationenübergreifendes Projekt" und "Theaterfeuerwerk" kündigte Dramaturgin Julia Engelmayer "Die drei Musketiere" nach Alexandre Dumas an (ab 10. Juni). Weiters wird Tim Breyvogel "Steilwand" von Simon Stephens als Club-Event an unterschiedlichen Orten in St. Pölten inszenieren – ein Termin wird noch bekanntgegeben.

Eröffnet werden soll außerdem ein "Erinnerungsbüro" als Projekt zur jüdischen Geschichte der Stadt St. Pölten, geplant ist eine Zusammenarbeit mit der Synagoge St. Pölten. Weitergeführt wird die Veranstaltungsreihe "Die beste aller Welten", die u.a. im Sonnenpark stattfinden soll. Mit Formaten wie diesen gebe man wichtige Impulse in der Bewerbung St. Pöltens für die Europäische Kulturhauptstadt 2024, hieß es.

Weitere Begehung des "Königswegs"

Wieder aufgenommen wird "Am Königsweg" von Elfriede Jelinek in der Regie von Nikolaus Habjan, das laut Rötzer in der laufenden Saison "eingeschlagen" hat. Habjan ist außerdem mit zwei Gastspielen – gemeinsam mit Simon Meusburger mit dem Figurentheaterstück "F. Zwarel – Erbbiologisch und sozial minderwertig" sowie mit der Musicbanda Franui aus Osttirol mit dem poetischen Abend "Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus" in St. Pölten. "Explosiv" wird es laut Rötzer bei "Schiller Balladen" mit Philipp Hochmair und Die Elektrohand Gottes. Eine Österreich-Premiere feiert NT Gent mit "Black/The Sorrows of Belgium I: Congo", das sich dem kolonialen Erbe im Kongo widmet. Ben Becker ist beim Gastspiel des Salzburger Landestheaters mit "Caligula" von Albert Camus zu erleben.

Im Rahmen des St. Pöltner Lesefestes "Blätterwirbel" werden David Schalko und Michael Köhlmeier erwartet. Am 20. November liest Karl Markovics ausgewählte Texte von Karl Kraus, begleitet von den Neuen Wiener Concert Schrammeln. Caroline Peters trägt am 16. Jänner 2020 Szenen aus Elena Ferrantes Neapolitanischen Saga vor. Im Programm für junges Publikum finden sich u.a. "Die dumme Augustine" von Otfried Preußler (ab vier Jahren), "Der gestiefelte Kater" von den Gebrüdern Grimm und das Heldenepos "Die Nibelungen", das ab 22. Jänner in der Bühne im Hof zu sehen ist. Insgesamt wurden für 2019/20 drei Uraufführungen, je eine deutschsprachige und österreichische Erstaufführung sowie jeweils zwei Österreich-Premieren und Koproduktionen angekündigt.

Neuer Besucherrekord

Rötzer blickte gleichzeitig auf eine "intensive, erfolgreiche" Spielzeit 2018/19 zurück. Mit rund 42.000 Besuchern bis Saisonende werde ein neuer Rekord erreicht, sagte Geschäftsführerin Olivia Khalil. Das Landestheater verzeichnet demnach eine "konstant gute Auslastung" von aktuell rund 89 Prozent, der Abo-Anteil wurde auf 23 Prozent gesteigert. Mit 224 Veranstaltungen wurde ein neuer Rekord erzielt. Die Einnahmen liegen auf dem zweithöchsten Stand seit der Gründung 2005. (APA, 7.5.2019)