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Tencent Games ist der größte Spielekonzern der Welt.

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Wie lautet eigentlich der Name der größten Gaming-Firma der Welt? Nein, es ist weder Nintendo, noch Sony, Microsoft oder EA, sondern Tencent Games. Der chinesische Konzern ist Teil von Tencent, ein Konglomerat, das auch in anderen digitalen Geschäftsfeldern erfolgreich vertreten ist.

2018 erzielte das Spieleunternehmen einen Umsatz von mehr als 19 Milliarden US-Dollar. Damit liegt man knapp hinter dem gemeinsamen Erlös von Nintendo, Activision-Blizzard und EA, die auf rund 20,6 Milliarden US-Dollar kommen. Doch wer steckt eigentlich hinter Tencent Games und wo hat der chinesische Gaming-Riese mittlerweile seine Finger im Spiel?

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Erfinder von Free2Play

Gegründet wurde die Spielesparte im Jahr 2003. Drei Jahre zuvor hatte die chinesische Regierung alle ausländischen Konsolen verboten, weil ein negativer Einfluss auf die Gesundheit von Kindern befürchtet wurde. Das erste Spiel von Tencent wurde im Jahr 2004 veröffentlicht. Es hieß QQ Tang und war ein Schachspiel, das über den hauseigenen Messenger QQ gespielt werden konnte. Weitere Games für den Dienst folgten.

2007 fing Tencent an, Games aus Südkorea zu importieren. CrossFire und Dungeon Fighter Online zählten zu den ersten ausländischen Spielen, die man im Reich der Mitte offiziell spielen konnte. Da sich der Konzern erwartete, dass viele Menschen die Games einfach kopieren würden, wurden diese kostenlos angeboten. Geld holte man sich über Mikrotransaktionen, also Zahlungen von kleineren Beträgen für Spielinhalte – ein Konzept, das heute unter dem Namen Free2Play omnipräsent ist.

League of Legends

2011 im Westen aufgetaucht

In der westlichen Welt wurde man auf den chinesischen Konzern erst im Jahr 2011 aufmerksam. Damals kaufte Tencent 70 Prozent von Riot Games, jene US-Spieleschmiede, die mit League of Legends das aktuell meistgespielte Game der Welt bietet. Zum Zeitpunkt des Kaufes wies das MOBA noch 15 Millionen Spieler auf. Nachdem es in China veröffentlicht wurde, verdoppelten sich die Spielerzahlen auf 32 Millionen User.

Der Hype um League of Legends war selbst für nichtspielende Menschen im Reich der Mitte bemerkbar, da die Bevölkerung in die zehntausenden Internet-Cafés strömte, um das kostenlose Game zu spielen. Ein halbwegs leistungsfähiger PC war für viele Chinesen unerschwinglich und ist es auch heute noch.

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Goldenes Händchen bewiesen

2012 bewies Tencent Games wiederum ein goldenes Händchen bei der nächsten großen Investition. So wurden 48,4 Prozent von Epic Games gekauft. Jener US-Konzern der mit Fortnite: Battle Royale mittlerweile ein Gaming-Massenphänomen im Portfolio hat, das Milliarden in die Kassen von Tencent spült. Mit dem Epic Games Store wird nun außerdem der Games-Vertriebsplattform Steam ordentlich Paroli geboten. Mit Exklusivangeboten versucht man, User an das Portal zu binden. Für viele Spieler ein Ärgernis, das bereits Boykott-Aufrufe auf den Plan gerufen hat.

Der Hunger an Anteilen bei westlichen Spielefirmen war nach dem Investment in Epic Games allerdings noch lange nicht gestillt. Heute gehören dem chinesischen Konzern fünf Prozent von Ubisoft, 80 Prozent von Grinding Gear Games, 100 Prozent von Riot Games, 40 Prozent von Epic Games, fünf Prozent von Activision-Blizzard, fünf Prozent von Paradox Interactive und 84,3 Prozent von Supercell. Der PC-Gaming-Markt, der im Jahr 2017 fast 80 Milliarden US-Dollar umsetzte, liegt also fest in den Händen von Tencent.

Drift0r

Die Dominanz wächst und wächst

Trotz des riesigen Einflusses weiß man kaum etwas über den Gaming-Riesen. Im vergangenen Jahr wurde der jahrelange Erfolgslauf von Tencent Games kurzzeitig gestoppt. Die chinesische Regierung gab eine Empfehlung für die für Videospiele zuständige Behörde SART aus. Die Bevölkerung solle weniger spielen und die Veröffentlichung neuer Games stark reduziert werden. Der Wert von Tencent fiel daraufhin um 20 Milliarden Dollar. Präsident Martin Lau kündigte in weiterer Folge an, dass man künftig verantwortungsbewusster vorgehen wolle.

Auch beim wachsenden Segment des Mobile-Gamings hat der chinesische Konzern ein großes Wörtchen mitzureden. Zu den weltweit beliebtesten Smartphone-Spielen zählen etwa PUBG Mobile, Fortnite, Clash of Clans und Arena of Valor. Bei all den genannten Mobile-Games steht Tencent mit Anteilen dahinter.

Laut dem Marktforschungsunternehmen App Annie zählt der Markt der mobilen Spiele auch zu den am stärksten wachsenden der Gaming-Branche. 60 Prozent der gesamten Umsätze sollen 2019 auf Smartphone-Spiele zurückgehen. Für 2021 rechnen Analysten damit, dass der Markt 100 Milliarden Dollar Erlös abwerfen wird. Auch hier setzt Tencent also wohl auf das richtige Pferd, das die Dominanz des chinesischen Konzerns weiter ausbauen wird. (Daniel Koller, 20.5.2019)