Lahore – Bei einer Explosion an einem beliebten Sufi-Schrein in Pakistan sind am Mittwoch mindestens zehn Menschen getötet worden. Nach Polizeiangaben handelte es sich um einen Selbstmordanschlag, die Taliban bekannten sich zu dem Attentat. Der Schrein Data Darbar in der Stadt Lahore ist vor allem bei Sufis beliebt, militante Islamisten betrachten solche Schreine als unislamisch.

Zwischen Teilen zerstörter Autos versuchten Sanitäter zum Tatort zu gelangen, während bewaffnete Sicherheitskräfte ausschwärmten. Ein hochrangiger Polizeimitarbeiter sagte bei einer Pressekonferenz, der Anschlag habe sich gegen die Menschen gerichtet, die den Schrein absichern. Besucher müssen dort mehrere Kontrollen durchlaufen, ehe sie ihn betreten dürfen.

Taliban bekennen sich

Nach offiziellen Angaben sind unter den Toten drei Polizisten, zwei Wächter und fünf Zivilisten, darunter ein Kind. Zu der Explosion kam es in der Nähe eines Eingangs, durch den weibliche Besucher das Gelände des Schreins betreten. Eine Untergruppe der Taliban bekannte sich per E-Mail zu dem tödlichen Anschlag.

In der Notaufnahme des Mayo-Krankenhauses in Lahore warteten nach dem Anschlag zahlreiche Verletzte darauf, behandelt zu werden. Eine Frau war auf der Suche nach ihrem Sohn, der ebenfalls zum Personal an dem Schrein gehört und seit dem Anschlag vermisst wird. "Das sind keine Muslime", sagte sie über die Angreifer, "sie haben sogar Gläubige attackiert".

Pakistan ist bekannt für seine Vielzahl muslimischer Glaubensrichtungen. Der Schrein Data Darbar ist einer der ältesten und beliebtesten Schreine bei der Religionsgruppe der Sufis, die hier im Frühjahr eines berühmten Geistlichen gedenken. Sufis sind immer wieder das Ziel von Anschlägen in Pakistan: 2010 waren bei einem Selbstmordanschlag auf denselben Schrein 42 Menschen getötet und 175 weitere verletzt worden.

Seit einem Anschlag auf eine Schule mit mehr als 150 Toten im Jahr 2014 geht Pakistan zwar härter gegen Extremisten vor. Dass es dennoch weiterhin Anschläge gibt, begründen Kritiker damit, dass nicht genug gegen die Wurzeln des Extremismus im Land getan werde. (APA, 8.5.2019)