Khartum – Im Sudan soll nach dem Willen des Militärrats auch in Zukunft die Scharia die Grundlage allen Rechts bilden. Das gab der Rat am Dienstag bekannt. Die Demonstranten, die die Ablösung des Militärrats fordern, hatten sich in ihrem Forderungskatalog nicht dazu geäußert, welche Rolle islamisches Recht künftig in dem Land spielen soll.

Der Rat teilte mit, er stimme den Vorschlägen der Demonstranten zwar im Allgemeinen zu, habe aber auch "viele Bedenken". Dazu gehöre der fehlende Verweis auf die Scharia als Grundlage aller Gesetze. "Das islamische Scharia-Recht und die Tradition sollten der Ursprung der Gesetzgebung sein", sagte ein Militärsprecher.

In Verfassung festgeschrieben

Am 11. April war der seit drei Jahrzehnten autoritär im Sudan herrschende Staatschef Omar al-Bashir nach monatelangen Massenprotesten von der Armee gestürzt worden. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren wurde der Militärrat eingesetzt. Die Protestbewegung fordert jedoch einen wirklichen Machtwechsel.

Zwar wurde unter Bashir nicht durchgängig islamisches Recht angewandt, die Scharia ist aber in der sudanesischen Verfassung festgeschrieben. Nach Angaben von Frauenrechtsgruppen führte das dazu, dass tausende Frauen wegen angeblich "unzüchtigen Verhaltens" ausgepeitscht wurden. (APA, 8.5.2019)