Ein-Personen-Unternehmen arbeiten mittlerweile um mehr als drei Stunden länger als 2016. Die Sozialversicherung bleibt für viele eine Herausforderung

APA

Wien – Sie üben Jobs quer durch alle Branchen aus, sind Bauarbeiter, Grafiker, Architekten, Altenpfleger, Psychotherapeuten, Journalisten oder Botenfahrer. Was sie verbindet: Sie bestreiten ihr Leben als Einzelkämpfer und hanteln sich dabei auf eigenes Risiko von Auftrag zu Auftrag.

Rund 315.900 Menschen waren 2018 Chef und Mitarbeiter in einer Person – um 8000 mehr als noch 2017. Knapp 60 Prozent der österreichischen Unternehmen bestehen nur aus einer Person. Ein-Personen-Unternehmen (EPU) sind inzwischen "ein unverzichtbarer Teil der österreichischen Wirtschaft und kein Mode-Phänomen", lässt die Wirtschaftskammer in einer Aussendung wissen.

Gewerkschafter sehen den Boom wenig euphorisch und sprechen teils von neuen Tagelöhnern. Zu prekär sind aus ihrer Sicht die Arbeitsbedingungen. Der Weg in die Selbstständigkeit sei vielfach ein erzwungener. Ihre Arbeitskraft werde oft zu Dumpingpreisen gehandelt. Politische Lobby haben sie keine.

Wunsch nach Unabhängigkeit

EPU arbeiten im Schnitt 41,5 Stunden pro Woche, um 3,2 Stunden länger als noch 2016, rechnet die Wirtschaftskammer vor. Dennoch sei der Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung deutlich häufiger die Motivation für die Gründung eines EPU als der Frust mit dem alten Job, sind ihre Vertreter überzeugt.

Drei Viertel wollten ihr eigener Chef sein, auch freie Zeiteinteilung sei ein großes Motiv. Nur ein Drittel sei wegen Unzufriedenheit mit dem alten Job selbstständig geworden, und nur ein Viertel sei damit der Arbeitslosigkeit entflohen.

Vier von fünf EPU üben ihre unternehmerische Tätigkeit hauptberuflich aus, meist in Vollzeit. Rund zehn Prozent machen das neben der Pension. Entgegen der Erwartung seien Einzelkämpfer zu einem Viertel im Export tätig, jedes achte erwirtschafte mehr als ein Viertel des Umsatzes durch Export. EPU seien inzwischen durchaus langlebig. 38 Prozent seien seit mehr als zehn Jahren selbstständig, zeigt die Statistik, 35 Prozent überdauerten vier bis neun Jahre, 27 Prozent bis zu drei Jahre.

Wie in den Vorjahren haben Frauen zwar die Mehrheit unter den EPU, zieht man aber Pflegerinnen ("persönliche Personenbetreuer") ab, liegt der Frauenanteil nur mehr bei 41 Prozent. (APA, vk 8.5.2019)