Foto: Bianca J. Rauch

Das Charakteristikum jeder widerständigen Musik ist es seit jeher, dass sie alles falsch macht, um damit den richtigen Leuten auf die Nerven zu gehen. Laut, brutal, schnell, um Gottes Willen nicht schön gespielt. Die getragenen heldenhaften Melodien zum Mitsingen kann man sich für den Erster-Mai-Aufmarsch aufsparen. Beim Predigtdienst im Kulturhauskeller sind klarere Worte gefragt: "Wir san des Pendant zum Andreas Gabalier, spün sauleiwand, singan wunderschee – frag dei Mama ... wir san der Hamma – jede andere Band kann scheißn geh."

Ach so, ja, aufsässige Musik ist deswegen natürlich immer links und nicht dumpf, sondern spitzbübisch und besser gereimt als in der heimattreuen, breitbeinig rockenden Vaterlands- und Mutterschollenabteilung. Schon mal unterkomplexen Nazirock gehört? Sie werden enttäuscht sein.

Pure Vernunft darf niemals siegen

Das aus dem niederösterreichischen Mostviertel kommende Quartett Franz Fuexe zählt aufgrund seiner musikalischen Körperspannung und weltanschaulichen Grundgestimmtheit zu den gegenwärtig herausragendsten Bands in Österreich. Auf dem Programm steht, jetzt rein von der Geisteshaltung her gesehen, Punk im Sinne des ewig gültigen Mottos "Pure Vernunft darf niemals siegen". Fürs Umgreifen, Hardcore, Crossover oder Rap bleibt auch noch Zeit. Aber warum?!

honigdachs

Obwohl Franz Fuexe im emotional leichter zu Herzen gehenden oder aufs Auge hauenden Dialekt herumbrüllen, ist die emotionale Grundausrichtung natürlich internationalistisch. Die auffrisierten Mopeds mit Fuchsschwanz daheim in der Garage stehen schließlich für Aufbruch und Freiheit. Damit kann man bis hinunter nach Wien düsen und muss nicht daheim beim Kirchenwirt am Stammtisch versumpern. Genügend feste Trotteln kann man in der Großstadt eh auch panieren, wenn einem danach ist.

Hymne mit doppeltem Boden

Das neue Album >Musik wurde wiederum von Bilderbuch-Produzent Zebo Adam produziert. Es stellt nach den Vorgängern Nihilismus 0.0 und Die neue Unordnung so etwas wie das Opus maximum der Band dar. Mit dem Rock 'n' Roller Hoit de Goschn (Rapid spüd) ist den Fuexen sogar so etwas Ähnliches wie eine gesellschaftskritische Fußballvereinshymne zum Mitsaufen gelungen. Aber Vorsicht: doppelter Boden!

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Arbeiter horcht, KZ 4 Nazis oder Gewalt und Verstand sprechen dagegen eine klare Sprache. Everybody Linksextrem bringt schließlich auch noch aktuelle mediale "Debatten" auf den Punkt: "Helene Fischer? Linksextrem! Armin Wolf? Linksextrem!"

Nach acht Stücken und 18 Minuten ist alles gesagt. Auch live machen Franz Fuexe keine Gefangenen. (Christian Schachinger, 9.5.2019)