In St. Pölten geht Regisseurin Alia Luque mit der Antike recht statisch um.

Foto: Alexi Pelekanos

Zur Halbzeit des Abends ist der große Scheinwerfer von der rechten Bühnenecke in die Mitte gewandert und wirft sein gleißendes Licht auf die Szene (Ausstattung von Christoph Rufer): Ödipus ist aufgeklärt, dass er seinen Vater getötet und seine Mutter geheiratet hat. Es ist somit "Licht" im Dunkel des Rätsels um den Mörder des früheren Königs von Theben. Aber wozu?

Das weiß Regisseurin Alia Luque im Landestheater Niederösterreich wohl selbst nicht genau. Und wenn doch, dann verrät sie es ihrem geduldigen Publikum nicht. Zugegeben ist es auch nicht einfach. Ödipus von Sophokles ist ein reißerisches, allerdings diskursiv kaum fruchtbar anzuzapfendes Drama um Vatermord.

Doppelabend

Trotzdem hat Luque den Text an dem dreistündigen Abend vor Antigone gespannt – statt sich ganz der jungen Prinzessin zu widmen, die für Humanität eintritt und gegen den Befehl des Königs ihren Bruder beerdigt.

Das hätte interessant werden können! Doch auch der Stoff interessiert Luque allem Anschein nach wenig. Für in der griechischen Mythologie wenig Sattelfeste blinkt hinten an der Wand in roten Lettern je der Name einer Figur auf, wenn sie ihren Auftritt hat. Man ist ihr dafür dankbar, denn Luque zieht einfach allen ihren Schauspielern leise klimpernde, goldene Kleider an.

Geräuschkulisse und Größe

Man wähnt sich als Zeuge einer Familienaufstellung im Avantgardemuseum. Bis auf den Scheinwerfer fehlen Kulissen, stattdessen gibt’s Geräuschkulisse. Johanna Borchert begleitet am Klavier, klopft aufs Gehäuse, quietscht mit Saiten. Das akzentuiert, lenkt aber oft ab.

Die Personenführung ist statisch, schwer lastet Luques Konzept von stiller Größe auf dem Spiel. Einzig Tilman Rose hat einen lebhaften Moment, als er die ständig kreisende Bühne betritt. Eine einsame komische Einlage an einem kalt lassenden Abend. (wurm, 9.5.2019)