Keine Kartoffel, durstiger Dinkel und mickriger Mais: Die Dürre hat im vergangenen Jahr in Teilen Österreichs zu Ernteausfällen geführt.

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Während das verregnete Wochenende so manchem Freizeitsportler einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, wurde der Niederschlag von Österreichs Landwirten mit offenen Armen begrüßt. Immerhin fiel in manchen Regionen im März und April um die Hälfte weniger Regen als im langjährigen Mittel, sagt Wolfgang Wagner von der TU Wien. "Das war eine massive Entlastung", so der Professor für Geodäsie. "In manchen Regionen waren wir nahe an der Dürrekatastrophe."

Wirklich Aufatmen können die heimischen Bauern dennoch nicht. Zwar ist es noch zu früh, um Prognosen für den heurigen Sommer zu machen, sagt Wagner, die vergangenen Jahren hätten aber eine Häufung von Dürreperioden gezeigt. Für die Trockenheit sei nicht nur Regenfall ausschlaggebend, sondern auch die Temperatur: "Je höher die Temperatur ist, desto mehr Wasser kann verdunsten." Starker Wind verschärfe die Situation noch.

Starker Temperaturanstieg

Keine gute Nachricht für heimische Landwirte: Zwar haben sich die Niederschlagsmengen in Österreich in den vergangenen Jahren kaum verändert, heißt es bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), sehr wohl aber die Temperatur: "Seit den 1980er-Jahren wurde die Temperatur in Österreich im Sommerhalbjahr um etwa zwei Grad wärmer", sagt der ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik. Seit 1900 sei die Sommertemperatur hierzulande im Schnitt gar um 2,5 Grad gestiegen. "Das ist das eigentliche Problem", meint der Wissenschafter. "Es verdunstet mehr, wird trockener, und das bringt Stress für die Pflanzen."

Von der Trockenheit ist vor allem die Landwirtschaft betroffen. Dort entstanden allein im Vorjahr Dürreschäden in der Höhe von 230 Millionen Euro, sagt Mario Winkler von der Österreichischen Hagelversicherung. Zwar habe der Niederschlag der vergangenen Tage für ein wenig Entspannung gesorgt, "aber Dürre war und ist ein Thema". Vor allem Landwirte in Nieder- und Oberösterreich würden mit der Trockenheit kämpfen.

Ernteschäden und Schädlinge

Laut ZAMG war 2018 das bisher wärmste Jahr in Österreichs 252-jähriger Messgeschichte. Die hohen Temperaturen führten nicht nur zu Ernteausfällen, sondern auch zu einem erhöhten Schädlingsbefall. Während der Borkenkäfer, der dank hoher Temperaturen mehrere Generationen pro Jahr ausbrüten kann, den Forstwirten Kopfzerbrechen bereitet, ist der Drahtwurm den Erdäpfelbauern ein Dorn im Auge. Die Käferlarven suchen bei trockenen Böden die Feuchtigkeit in der Knollenfrucht. Durch den Schädling sowie durch die Dürre im Sommer wurden im Vorjahr bis zu 70 Prozent der Erdäpfelernte unverkäuflich, hieß es im Herbst aus der Branche. Und auch Getreidebauern klagten über Ernteausfälle. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre sei die Ernte um zwölf Prozent zurückgegangen.

Um die Schäden in der Landwirtschaft zu minimieren, muss das Thema Trockenheit aktiv angegangen werden, sagt TU-Professor Wagner. "Wenn man bereits in einer Dürreperiode drinnen ist, ist es schwer, große Schäden abzumildern." In Österreich gebe es bereits Strategien auf lokaler Ebene, nicht aber auf nationaler, merkt der Forscher an: "Das kann man nicht als einzelner Landwirt machen, das muss von der öffentlichen Hand vorangetrieben werden."

Die Folgekosten beschränken sich nicht nur auf die Landwirtschaft, sagt Wagner: "Von der Dürre sind mehrere ökonomische Sektoren betroffen." Als Beispiel nennt er die Schifffahrt in Deutschland, die im Vorjahr aufgrund der niedrigen Wasserstände teilweise zum Erliegen kam. Wagner geht davon aus, dass die Gesamtkosten, die durch extreme Trockenheit entstehen, weit über jenen liegen, die etwa von der Hagelversicherung nur im landwirtschaftlichen Bereich errechnet werden. "Die Trockenheit war in den letzten Jahren das teuerste Naturphänomen." (Nora Laufer, 9.5.2019)