Wien – Bei Patienten mit familiärer Sarkoidose haben Wiener Forscher zusammen mit Fachkollegen aus Frankreich Mutationen in Genen, die den Stoffwechselsensor mTOR regulieren, entdeckt. Als Therapie könnten also sogenannte mTOR-Inhibitoren infrage kommen. Ihre Ergebnisse stellten die Forscher des Zentrums für Pathobiochemie und Genetik der MedUni Wien in der Fachzeitschrift "European Respiratory Journal" vor.

Hintergrund

Die Sarkoidose ist eine Erkrankung, bei der sich Knötchen aus Immunzellen vor allem in der Lunge, aber auch in Haut oder im Herz bilden. Während die Symptome in der Lunge mit Tuberkulose vergleichbar sind, ist die Entstehungsursache der Krankheit nicht geklärt.

Derzeit wird von einer multifaktoriellen Entstehung ausgegangen, bei der bestimmte Umwelteinflüsse und bakterielle Erreger in genetisch belasteten Menschen eine Sarkoidose auslösen. Zum Beispiel traten bei Feuerwehrmännern im Zuge der 9/11-Einsätze ausgelöst durch die enorme Staubbelastung vermehrt Sarkoidose-Fälle auf. Außerdem wird in vielen Patienten das Bakterium, das für die Entstehung von Akne verantwortlich ist, in den Knötchen der Lunge gefunden.

Identifizierung gelungen

Ein Forschungsteam um Clarice Lim und Thomas Weichhart gemeinsam mit ihren Kollegen Alain Calender und Yves Pacheco von der Universität Lyon konnte nun eine genetische Komponente, die an der Krankheitsentstehung beteiligt ist, identifizieren. Die Studie zeigt durch eine Genomanalyse von Familien, in denen Sarkoidose gehäuft auftritt, dass dem Stoffwechselsensor mTOR eine zentrale Rolle in der Pathogenese der Erkrankung zukommt. mTOR spielt eine wesentliche Rolle im Zellwachstum, das gilt auch für bösartige Erkrankungen, zum Beispiel Nierenkarzinome. Im Rahmen der Studie wurde das Exom, das ist der für Proteine kodierende Bereich des Genoms, von insgesamt 22 Personen aus fünf Familien sequenziert.

"Das Besondere am Studiendesign war, dass bei manchen Familien über drei Generationen Patienten und deren nichtbetroffene Geschwister analysiert werden konnten. Damit konnten wir Mutationen auffinden, die ausschließlich auf Patienten, aber nicht auf gesunde Verwandte weitergeben wurden", so Weichhart. Nach detaillierter bioinformatischer Analyse stand fest, dass viele Mutationen Gene betreffen, die normalerweise den Stoffwechselsensor mTOR inaktivieren. Die Erstautorin Clarice Lim erklärt: "Die Mutationen führen dann dazu, dass mTOR aktiver ist, und sich dadurch leichter diese Knötchen, sogenannte Granulome, bilden."

Patienten für Studie gesucht

Die Arbeitsgruppe von Thomas Weichhart hatte schon zuvor im Tiermodell zeigen können, dass die Aktivierung von mTOR in Immunzellen ausreicht, um sarkoidöse Granulome entstehen zu lassen. Die neuen Daten zeigten nun auch auf genetischer Ebene bei Patienten, dass mTOR zur Entstehung von Sarkoidose beiträgt.

Einen therapeutischen Nutzen dieses Zusammenhanges testet derzeit Georg Stary von der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien in einer klinischen Studie. Dabei soll der Effekt des mTOR-Inhibitors Sirolimus bei Sarkoidose-Patienten, die eine Haut- und Lungenbeteiligung aufweisen, erforscht werden. Substanzen wie Sirolimus, Everolimus, etc. wurden ehemals in der Transplantationsmedizin zur Unterdrückung der Immunabwehr entwickelt. Sie haben sich auch in der Onkologie etabliert. Nun könnte ein weiteres Anwendungsgebiet folgen.

Für die klinische Studie werden Patienten gesucht, eine Informationsveranstaltung findet am 23. Mai 2019 ab 18.30 Uhr an der MedUni Wien/AKH statt (bei Interesse E-Mail an georg.stary@meduniwien.ac.at). (APA, red, 9. 5. 2019)